Fritz N. aus Schwarzenburg beteuert, er sei weltoffen, reise gerne und zähle etliche Secondos zu seinem Freundeskreis. Seit den Abstimmungen über die Bürgerrechtsvorlagen schäme er sich aber diesen Menschen gegenüber. In ihm reife deshalb ein mutiger Entschluss, den er jetzt ordnungsgemäss ausführen wolle. Seine Frage: «Wie lasse ich mich korrekt ausbürgern?»

Die Askforce hat Gründe zur Annahme, dass Fritz N. ihr eine witzige Frage unterbreiten wollte. Doch sein Anliegen ist weder originell noch eine eigentliche Frage: Die «Entlassung aus dem Schweizerbürgerrecht» ist ein wohl geregeltes, bekanntes Verfahren. Als seltene Ausnahme gewährt die Askforce also nicht Einblick in ihr eigenes Denk- und Folgerungsvermögen, sondern in die Funktionsweise des Staatsapparats:

Zuständig für die Entlassung aus dem Schweizerbürgerrecht ist der Heimatkanton. Ihrem Ansinnen wird dort Folge geleistet, sofern Sie nachweisen können, a) dass Sie über eine weitere Staatsbürgerschaft verfügen oder man Ihnen eine solche in Aussicht gestellt hat und b) dass Sie nicht als Neo-Ausländer in der Schweiz Wohnsitz nehmen wollen. Merke: Nur wer auch verreist, wird den Schweizer Pass los, denn unsere Bürgerrechtsbeamten sind angehalten, «keine zusätzlichen Ausländer und keine Staatenlosen zu produzieren», wie dies der für Bern zuständige Fachbeamte in frischer Klarheit sagt. Dieser Verreisezwang ist mit ein Grund dafür, dass im Kanton Bern jedes Jahr nur rund 30 Leute die Ausbürgerung schaffen.

Unser Bürgerrechtswesen kennt übrigens wohl durchdachte Sicherheitsmechanismen, etwa das Wiedereinbürgerungsverfahren für enttäuschte Ex-Schweizer. In diesem Fall ist das Herz von Mutter Helvetia gross – und die Wiedereinbürgerung erleichtert.

Als Alternative zu diesen recht aufwändigen Verfahren, Herr N., empfehlen wir Ihnen den gut schweizerischen Kompromiss: die Reise in die innere Emigration. Dank ihr können Sie friedlich im Irrtum leben, Sie seien in der Lage, jederzeit zu gehen – ohne aber wirklich je gehen zu müssen. Dem Vernehmen nach ist diese Variante auch die preiswerteste.

Askforce Nr. 191,
18. Oktober 2004