Frau D. B. aus Steffisburg stellt endlich wieder einmal eine einfache Frage ohne seitenlange Kommentare: «Was ist Landwirtschaft?» fragt dieses Kind der Zeit, das die Ursprünge unseres Daseins nicht mehr kennt.

Sie wende sich an die Askforce, nachdem sie festgestellt habe, dass «die Landwirtschaft» das einzige Gewerbe sei, das sich nicht an die gesetzlichen Nachtruhezeiten halten müsse. Vor ihrem Reihenhaus am Dorfrand würden beispielsweise mitten in der Nacht unter grellem Scheinwerferlicht und ohrenbetäubendem Maschinenlärm Siloballen gepresst und in Folien eingeschweisst – letzthin bis Mitternacht. Das sei doch nicht Landwirtschaft, meint D. B., sondern Verpackungsindustrie, und diese habe sich an die Nachtruhebestimmungen zu halten.

Landwirtschaft, liebe Frau B., hat vier grundsätzlich verschiedene Bedeutungen: je zwei von «die Landwirtschaft» und von «der Landwirtschaf(f)t». Vorab die populärste: Landwirtschaft ist, wenn der Landwirt schafft. Damit ist jeder juristische Zweifel behoben. Wann immer der Bauer malocht, ist Landwirtschafft – mit zwei f. Hat der Bauer Schafe, was ja wieder schwer im Trend ist, heissts «der Landwirt schaft» – auch dies genügt dem Gesetz. Der Unterschied? Es kann einer Landwirt sein, aber vielleicht nichts tun ausser Schafe halten. Schafe sind sehr genügsam – Zaun drum, weiden lassen, ab vor die Glotze (beispielsweise): Der Landwirt schafft in diesem Fall nicht, sondern schaft.

Und die Landwirtschaft? Hier kommt der Kern des Landlebens ins Spiel, ohne den das Land ja gar nicht leben würde: die Schenke, der Spunten, die Beiz – die Landwirtschaft. Hierher kommen die Landwirte, wenn sie geschafft haben bzw. sind. Und zu guter Letzt ist da die umfassendste Bedeutung von «die Landwirtschaft». Ein Beispiel: Landwirtschaft herrscht dann, wenn der Senn krampft (schafft), dann seine Bänze auf die Weide lässt (schaft), mit dem Viermalvier in die Beiz (Landwirtschaft) prescht und dort mit andern im Agrarbereich tätigen Personen Networking betreibt. Diese Beziehungspflege und überhaupt alles, was Landwirte so treiben – das ist Landwirtschaft.

Askforce Nr. 185, 
30. August 2004

Frau D. B. aus Steffisburg stellt endlich wieder einmal eine einfache Frage ohne seitenlange Kommentare: «Was ist Landwirtschaft?» fragt dieses Kind der Zeit, das die Ursprünge unseres Daseins nicht mehr kennt. Sie wende sich an die Askforce, nachdem sie festgestellt habe, dass «die Landwirtschaft» das einzige Gewerbe sei, das sich nicht an die gesetzlichen Nachtruhezeiten halten müsse. Vor ihrem Reihenhaus am Dorfrand würden beispielsweise mitten in der Nacht unter grellem Scheinwerferlicht und ohrenbetäubendem Maschinenlärm Siloballen gepresst und in Folien eingeschweisst – letzthin bis Mitternacht. Das sei doch nicht Landwirtschaft, meint D. B., sondern Verpackungsindustrie, und diese habe sich an die Nachtruhebestimmungen zu halten. Landwirtschaft, liebe Frau B., hat vier grundsätzlich verschiedene Bedeutungen: je zwei von «die Landwirtschaft» und von «der Landwirtschaf(f)t». Vorab die populärste: Landwirtschaft ist, wenn der Landwirt schafft. Damit ist jeder juristische Zweifel behoben. Wann immer der Bauer malocht, ist Landwirtschafft – mit zwei f. Hat der Bauer Schafe, was ja wieder schwer im Trend ist, heissts «der Landwirt schaft» – auch dies genügt dem Gesetz. Der Unterschied? Es kann einer Landwirt sein, aber vielleicht nichts tun ausser Schafe halten. Schafe sind sehr genügsam – Zaun drum, weiden lassen, ab vor die Glotze (beispielsweise): Der Landwirt schafft in diesem Fall nicht, sondern schaft. Und die Landwirtschaft? Hier kommt der Kern des Landlebens ins Spiel, ohne den das Land ja gar nicht leben würde: die Schenke, der Spunten, die Beiz – die Landwirtschaft. Hierher kommen die Landwirte, wenn sie geschafft haben bzw. sind. Und zu guter Letzt ist da die umfassendste Bedeutung von «die Landwirtschaft». Ein Beispiel: Landwirtschaft herrscht dann, wenn der Senn krampft (schafft), dann seine Bänze auf die Weide lässt (schaft), mit dem Viermalvier in die Beiz (Landwirtschaft) prescht und dort mit andern im Agrarbereich tätigen Personen Networking betreibt. Diese Beziehungspflege und überhaupt alles, was Landwirte so treiben – das ist Landwirtschaft.