Die festtägliche Konsumwut ist zwar abgeklungen. Aber Vreni D. aus B. nervt sich noch immer über die Hamsterkäufe in süddeutschen Supermärkten. Herr und Frau Schweizer seien dort wieder eingefallen, als herrsche hierzulande Hunger und bitterste Armut. Dabei gehe es nur um eines: um Gier. 

Gut möglich. Weil im süddeutschen Detailhandel ausschliesslich Goldhamster angeboten werden und weil die Hamsterpopulation in der Schweiz nicht wirklich zunimmt, besteht tatsächlich Grund zur Annahme, dass es vor allem die Gier nach Gold ist, die zu den exzessiven Hamsterkäufen führt. Genaue Zahlen existieren aber nicht. Es ist übrigens gar nicht restlos geklärt, ob der Import von Goldhamstern den gesetzlichen Bestimmungen über den Edelmetallhandel unterstellt ist. 

Die Askforce begegnet dem Phänomen aber so oder so mit Skepsis. Die Goldgewinnung aus Hamstern ist nicht wirklich erfolgversprechend. Zwar trifft es zu, dass in der Körperzusammensetzung etlicher Säuger Gold in kleinen Mengen nachzuweisen ist. Beim Menschen sind es gemäss den Studien von John Emsley (Clarendon Press, Oxford, 1998) rund 0,2 Milligramm auf 70 Kilogramm Körpergewicht. Auch ohne Zahngold steckt also in jedem von uns ein 24-karätiges Goldwürfelchen von rund 0,1 Millimeter Seitenlänge. Übertragen auf Goldhamster müssten etwa 2,5 Millionen Nager ins Gras beissen, um zu einem Gramm Gold zu kommen. Beim gegenwärtigen Handelspreis für Hamster ist dies ein echt sinnloses Unterfangen. 

Das Hamstern von Gold tierischen Ursprungs gilt in unserem Kulturkreis als moralisch verwerflich. Die Askforce möchte aber die vielen schweizerischen Hamsterkäufer nicht vollends vor den Kopf stossen und schlägt einen konstruktiven Ausweg vor. Falls die Goldgewinnung nur noch als Nebenaspekt der Hamsterverwertung betrachtet wird, verändert sich die Gesamtsicht. 

Ein Ausweg wäre, den Hamster als Proteinquelle zu akzeptieren und dessen Zubereitung der hiesigen Küche anzupassen. Das bekannte Szegediner Hamstergulasch ist eher zu deftig. Thüringer Hamsterschnitzel oder Hamsterkräuterrollen, Rezepte, die in der geduldigen Welt des Internets herumdümpeln, dürften dem hiesigen Gaumen eher entsprechen. Aber Achtung: Es ist kein kulinarischer Gewinn, Goldhamster mit Silberfischchen abzuschmecken. 

Askforce Nr. 542,
9. Januar. 2012