Das von den eidgenössischen Räten ausgearbeitete neue Namensrecht sieht vor, dass Mann und Frau bei der Heirat ihre Familiennamen behalten, aber festlegen müssen, ob künftige Kinder den Familiennamen von ihm oder von ihr erhalten sollen. «Das ist bestimmt im Sinne der Gleichberechtigung, wird aber häufig zu Streitigkeiten angehender Eheleute und möglicherweise zum Heiratsverzicht führen», fürchtet nun Herr G. aus B. «Wäre es daher nicht viel logischer, von Amts wegen Buben künftig den Familiennamen des Vaters und Mädchen jenen der Mutter zu geben? Es gibt ja ohnehin immer mehr Patchwork-Familien, also solche mit unterschiedlichen Nachnamen unter einem Dach.»

Eigentlich versteht die Askforce Herrn G.s Grundsörgeli nicht ganz: Bereits seit Jahren müssen sich Ehewillige überlegen, welcher der beiden Namen zum gemeinsamen Familiennamen und damit auch zum Namen der Kinder wird. Anders als Herr G. sind wir aber der Ansicht, es handle sich hierbei um einen ganz nützlichen Belastungstest für eine auf Lebzeiten ausgelegte Partnerschaft: Ein Paar, das sich schon über diesen Punkt dermassen zerstreitet, dass es «zum Heirats­verzicht» kommt, heiratet wohl tatsächlich besser nicht.

Recht hat Herr G. allerdings, wenn er auf die neuen Familienstrukturen hinweist – und insbesondere, wenn er nach mehr Kreativität ruft. Oder fällt Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, etwas Staubigeres ein als die (allermeisten) Familiennamen? Ob bündig wie etwa Schmied oder anspruchsvoll wie Leutheusser-Schnarren­berger: Da können sich die werdenden Eltern bei der Wahl des Vornamens noch so grosse Mühe gegeben haben – der Absturz ist garantiert.

G.s Vorschlag – die Buben heissen wie Papa, die Mädchen wie die Mama – finden wir im Ansatz nicht schlecht. Man könnte allerdings noch weiter gehen und dem Kind jenen Namen geben, der am besten zu ihm passt – das Prinzip ist aus der Pfadi bekannt. «Was ist ein Name? Was uns Rose heisst, wie es auch hiesse, würde lieblich duften», liess Shakespeare seine Julia schmachten. Und wirklich: Muss ein Bub wirklich Müller heissen, wenn er sich keinen Deut um Mehl, Brot und Kulinarik kümmert – warum darf das Kind nicht Klaus Bagger heissen? Und warum heisst die kleine Leticia Weiss, obwohl sie Pink viel schöner findet?
(Klar: Klein Klaus darf auch gerne Herr Lila und Leticia Frau Hubschrauber heissen.) Und sollte sich der Wahlname verwachsen und das Kind lieber Herr Schwarzer beziehungsweise Frau Schwarzenegger heissen, bleibt es trotzdem identifizierbar: Seine Handynummer behält es ja von der Wiege bis zur Bahre.

Askforce Nr. 535,
7. November 2011