Versteckte Sportler
«Mir ist vor einigen Wochen beim Lesen eines Artikels im Sportteil (ich weiss nicht mehr, um was es ging. Fussball? Eishockey?) die Wendung aufgefallen:
Das Team X muss sich nicht verstecken. Meine Frage: Was wäre, wenn sich eine Mannschaft tatsächlich verstecken müsste? Wo würde sie dies am besten tun? Die Garderobe kommt nicht wirklich infrage, weil man dort ja am ehesten suchen würde.»
Lieber Simon aus Bern, Sport aus der Zeitung ist irgendwie fad: Der Papiersportler schwitzt nicht, sein Publikum brüllt nicht, alles ist trocken und schwarzweiss. Wir bevorzugen für den Konsum von Sportveranstaltungen daher elektronische Medien. Die sind auch bezüglich Ihrer Anfrage viel praktischer: Zu Zeiten des Röhrenfernsehers versteckten sich unterlegene Sportler – es sind ja nur die Loser, die sich verstecken müssen – jeweils direkt hinter der Ein-Aus-Taste. Seit der Einführung von Flachbildschirmen flüchten sie sich ins Darknet.
Aber Sie mögen es eben analog. Also: Die von Ihnen genannten Teams bestehen aus Männern, also eher grösseren und breiteren Menschen. Das macht das Verstecken in der realen Welt natürlich ungleich schwieriger, als wenn wir zum Beispiel ein Geschwader graziler Ballerinen zum Verschwinden bringen müssten. So einen Männertrupp kann man nicht einfach hinter die nächste Gardine schicken und gut ist. Bei den Fussballspielern kommt erschwerend hinzu, dass das topfebene Spielfeld überhaupt keine Verstecke bietet und sie zu kontrastfarbener Gewandung und schrillen Frisuren neigen. 22 Eishockeyaner in Vollmontur wiederum finden hinter einer Bande nicht genug Platz.
Die Herren könnten natürlich versuchen, sich in einer anderen Sportart zu verstecken. Bloss fehlt – man möge uns verzeihen – den meisten Eishockeyspielern schlicht das gewisse Etwas zur Synchronschwimmerin. Und Fussballer stiften auf dem Handballfeld nur Verwirrung. Hingegen könnten sich die Hockeyspieler problemlos unters Fussball-Fan-Volk mischen und umgekehrt – die unverzichtbaren Tattoos dürfen zur Not auch aufgemalt werden.
Eine alte Krimiweisheit besagt, man mache sich unauffällig, indem man sich ganz normal verhalte. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die vielen mürrisch in die Handys starrenden Männer am Morgen im Bus lauter unterlegene Undercover-Mannschaftssportler sind. Lächeln Sie darum ihrem Gegenüber immer aufmunternd zu – Sie stärken so sein Selbstbewusstsein und tragen damit zum künftigen Erfolg bei. Denn das ganze mühselige Versteckspiel wird zum Glück überflüssig, wenn die Mannschaft einfach in aller Offenheit siegt.
Askforce Nr. 1174
14. April 2025