Das Tesla-Axiom

Martin Z. aus Bern treibt eine aktuelle Frage um: «Weil ich ein klimafreundliches Auto wollte, blätterte ich im Sommer für einen Tesla 55’000 Franken hin. Und wegen mir und vielen anderen konnte Tesla-Mann Musk aus dem Verkaufserlös Abermillionen in die Wahlkampfkasse von Donald Trump stecken. Bin ich nun, wenn ich mit meinem Tesla herumfahre, zwar ungewollt, aber de facto permanent als Wahlhelfer Trumps unterwegs?»

Lieber Herr Z: Sie kennen die Antwort längst, hoffen in Ihrer Verzweiflung aber, dass Ihnen die Askforce eine Antwort liefert, die Ihr Gewissen entlastet. Womit wir beim Kern der Thematik sind: Ihrem Gewissen.

Sie kauften Ihren Tesla im letzten Sommer, als gerade das halbe Wallis, das Maggiatal und Brienz in Fluten versanken. Und Sie brachten die Naturkatastrophen mit Ihrem alten Auto in Verbindung, das – so schliessen wir – mit einem Verbrennungsmotor ausgerüstet war. Sie hatten ein derart schlechtes Gewissen, dass Sie auch klare Hinweise nicht mehr wahrnehmen konnten. Elon Musk war schon letzten Sommer nicht mehr bei Sinnen. Und auch der Preis hätte Sie hellhörig machen müssen: Warum soll eine Batterie auf vier Rädern 55’000 Franken kosten? Es war doch offensichtlich, dass viel zu viel Geld übrigbleiben würde für Musks wahnwitzige Projekte, wovon Trump nur eines ist.

Ein anderes ist SpaceX. Also jene Firma, die fast wöchentlich Raketen in den Himmel schiesst und dabei massenhaft Raketenkerosin verbrennt, das aus Erdöl gewonnen wird – wir sprechen von Hunderten Tonnen CO2 pro Start. Ermöglicht unter anderem durch Ihren Tesla-Kauf, den Sie aus Rücksicht aufs Klima tätigten.

Ja, werter Herr Z., es ist so: Sie trugen zu Elon Musks unermesslichem Reichtum bei und sind daher sowohl persönlich mitverantwortlich für neue Klimaschäden als auch für Trumps Wahl. Dieser Satz wird Sie heute Abend beim Einschlafen begleiten.

Dass Sie in Ihrer Not nicht allein sind und es auch all jenen so geht, die in der Metzgerei Bio-Kalbfleisch aus Mutterkuhhaltung kaufen und erst daheim merken, dass das Kalb trotz allem tot ist, dürfte für Sie nur ein schwacher Trost sein.

Angesichts der Tragweite der Fragestellung hat sich die Askforce vertieft mit Ihrem Fall und dem Kalb befasst – und daraus das allgemein gültige Tesla-Axiom entwickelt: Ein gutes Gewissen lässt sich nicht kaufen, im Gegenteil. Sie dürfen das gerne auf jene Hand tätowieren, mit der Sie jeweils an der Kasse die Bankkarte zum Lesegerät führen.

Lieber Herr Z., die Askforce versteht, dass Sie jetzt etwas deprimiert sind. Aber es gibt Hoffnung: Möglicherweise haben Sie mit dem Kauf Ihres Teslas ebenfalls dazu beigetragen, dass sich Elon Musk in nicht allzu ferner Zeit selber auf den Mars schiesst – und Trump mitnimmt. Vielleicht hilft das beim Einschlafen.

Askforce Nr. 1173
7. April 2025