Mit Hand und Fuss

Thomas B. aus B. braucht Hilfe. Und er weiss, wo er sie findet: bei der Askforce, natürlich. Seine Frage – «warum gibt es so viele Handbücher und kaum Fussbücher?» – ist allerdings fast zu schnell beantwortet: Wegen der Doppeldeutigkeit, Wertester! Nur weil «Handbuch» gleichzeitig, so die Definition, ein «Buch über Hände» als auch «ein Buch in handlichem Format, das den Stoff eines bestimmten Wissensgebietes oder dergleichen in systematischer, lexikalischer Form behandelt», sein kann beziehungsweise eine «Anleitung, Gebrauchsanweisung», nur darum gibt es mehr Hand- als Fussbücher. Voilà.

Aber natürlich weiss Thomas das. Er hat schliesslich in seinem Leben bereits unzählige Bücher gelesen und etliche Manuals zur Hand genommen, denn er hat schon einige Jährchen auf dem Buckel. Ja, das dürfen wir so behaupten, denn sonst hiesse der Mann nicht Thomas, sondern Moritz oder, falls im aktuellen Jahrtausend geboren, Noah. Darum und dank unseres messerscharfen Beziehungsauges lesen wir die scheinbar platte Frage als leisen, aber dringenden Hilferuf. Denn Alter macht bekanntlich nicht nur wissend und weise – sondern leider auch weitsichtig.

Thomas dürfte, so unsere Einschätzung, routiniert zur Lesebrille greifen, um etwa das Handbuch der Fusspflege zu lesen und diese dann auch umzusetzen. So er sie, die Lesebrille, denn findet. Diese fiesen Objekte des Altersoutings haben nämlich – wie ihre Antipoden der frühen Jahre, die Nuggi – die Eigenheit, von jetzt auf sofort und für immer zu verschwinden.

Und damit sind wir wieder bei den Fussbüchern. Liebe Verlage, hört auf, über den lesefaulen Nachwuchs zu klagen: Nehmt euch Thomas und seiner verzweifelten Alterskohorte an und konzipiert endlich Bücher, die mit den Füssen gehalten, umgeblättert und somit unbebrillt gelesen werden können!
Die analog-nostalgischen Boomer und die «Digital Detox»-Anbieter der yogasüchtigen GenX und Millennials werden es euch danken.

Apropos Gegenfüssler und Verrenkungen: Es hilft Thomas nichts, wenn er von B. aus ein tiefes Loch durch die Erde schaufelt, bis er (grilliert, aber das vergass sie zu erwähnen) verkehrt herum in Neuseeland ankommt, wie uns Fräulein Bigler in der Ersten die Kugelform der Erde zu erklären versuchte. Er wird auch dort unten kein im Kopfstand zu lesendes Maniküre-Pedual finden. Und unterwegs werden ihm zwar Schnuller in jedem erdenklichen Verrottungszustand begegnen – aber keine einzige seiner vermissten Lesebrillen. 

Askforce Nr. 1161
13. Januar 2025