Asterix bei den Zeitreisenden
«Asterix und Obelix waren bei den Helvetiern, den Briten, in Indien, bei den Iberern und in Rom sowieso. All das immer im Jahr 50 vor Christus, wie es jeweils auf der ersten Seite der Asterix-Bände heisst. Was weiss die Askforce über das Raum-Zeit-Kontinuum im Jahre 50 vor Christus?»
Stefan B. aus Bern ist da etwas ganz Grossem auf der Spur: Verbreiten die Asterix-Bände trotz all der gallischen «beim Teutates» und römischen «vae victis» alternative Fakten? Haben Goscinny und Uderzo die Antike gefälscht? Das müssen wir jetzt wissen.
Die Askforce verfügt über kein Wurmloch, um sich kurz im vorvorletzten Jahrtausend umzusehen, aber wir wissen natürlich, wie man mit einem schrottreifen DeLorean und etwas geklautem Plutonium (fragen Sie nicht!) in die Vergangenheit brettern kann. Also nichts wie hin.
Die Landung ist unsanft, wir kollidieren mit einem Baum. Dann die grosse Enttäuschung: Das kleine gallische Dorf wirkt leer, und WLAN gibts auch nicht, also haben wir keinen Zugriff aufs Gallisch-DeepL. «Allô, y a-t-il quelqu’un?», versuchen wir es auf Madame-Leroc-Französisch. Stille. Dann halt mutig in Asterix-Latein: «Avete, Galli, ubi estis?» Und eine Lawine aus Hinkelsteinen, schnauzbärtigen Herren und Holzkeulen überrollt uns.
Das Nächste, woran wir uns erinnern, ist Dunkelheit. Dann Party-Lärm und rotierende Sterne. Dann Sterne, die stabil am Himmel funkeln, neben uns ein an den Baum gefesselter Mann. Wir reissen Troubadix den Knebel aus dem Mund und die Lyra aus der Hand und stellen uns als Bard:innen aus der Zukunft vor. «Oral History» sagt dem Gallier zwar nichts, aber zu erzählen weiss er. Wenn auch wirr: Mal dreht sich sein Bericht um Normannen und Korsen, dann um verhauene Römer, immer wieder um Wildschweine, Druiden und – wie wir vermuten: psychoaktive – Substanzen und darum, wie peinlich kulturdepriviert seine Dorfleute seien, die nebenan wacker feiern. «O. K.», sagen wir, «spannend, aber warum macht ihr das alles immer im Jahr 50 – römisch L – vor Christus?» Troubadix’ Blick wird unsicher; irritiert beginnt er seine Erzählung von vorne. Wir wissen Bescheid.
Schnell fesseln wir den Fasler wieder, werfen den Flux-Kompensator an und düsen zurück an den PC: Lieber Stefan, wenn die Gallier gewusst hätten, dass sie sich durch die Jahre 50, 49, 48 oder auch 53 vor Christus prügeln, hätten ihre Barden die Abenteuer sicher genauer datiert.
Askforce Nr. 1169
10. März 2025