Statt «die Polizisten» schreiben wir besser «die Polizist:innen»: So denkt Sandra K. aus H., denn ihr ist gendersensible Sprache ein Anliegen. Gleichzeitig ist ihr
Verhältnis zur Polizei prächtig. Eine Herausforderung ist für sie deshalb der Slogan «Die Polizei, dein Freund und Helfer»: Die Polizei (w) soll mein Freund (m) sein? Da ist doch etwas gründlich falsch! Gleichwohl stimmt für sie der freundliche Kern der Aussage.
Klar, eine grammatikverständige Polizei müsste sich korrigieren: «Die Polizei, deine Freundin und Helferin». Das klänge übrigens sehr sympathisch.
Nur bringen derartige sprachliche Flickarbeiten oft gar nichts. Wer etwa jenische Mitmenschen «Zigeuner:innen» statt «Zigeuner» nennt, handelt nicht gendersensibel, sondern bloss blöd: Die korrekte Endung macht den unkorrekten
Wortanfang nicht wett. Ähnlich verhält es sich mit «Die Polizei, dein Freund und Helfer»: Wer den Slogan auffrischt, hellt dessen trübe Herkunft nicht auf. Es war SS-Reichsführer Heinrich Himmler, der die Wendung leidenschaftlich popularisierte: Er wollte damit Volk und Polizei einen, im Kampf gegen den – erfundenen – jüdischen Feind.
Wer trotzdem findet, es gelte die Wendung einzig an ihrer heutigen Bedeutung zu messen, landet bei der schlichten Frage: Ist es denn nicht schön, wenn sich eine Polizistin als Freundin oder ein Polizist als Freund anbietet? Doch, schön ist das alleweil. Eine Freundin, ein Freund, begleitet dich in guten wie schlechten Zeiten; freut sich daran, wenn du eigene Idee entwickelst und eigene Weg gehst; hält auch dann zu dir, wenn du irgendwelchen Scheiss baust.
Das zeigt aber, wie grundfalsch der historisch belastete Slogan auch in korrigierter Form bleibt. Helfen müssen Polizist:innen von Berufes wegen. Aber Freund:innen dürfen sie von Berufes wegen eben gerade nicht sein. Es geht ja nicht an, dass ich besoffen mit 60 Sachen durch die Tempo-30-Zone brettere und die Polizistin flötete mir bloss freundschaftlich zu: «Ach, lass das doch besser bleiben!» So begänne Unrecht und Unordnung.
Aber: Keine Regel ohne Ausnahme! Kein Problem ist es, wenn Sie eine eheliche oder eheähnliche Beziehung zu einer Polizistin oder einem Polizisten eingehen. Dann ist es sogar sehr toll, wenn Sie sagen können: «Er ist mein Freund und Helfer.»
Askforce Nr. 1019
9. Mai 2022