Es ist eher ein Hilferuf als eine Frage, die Suzette B. an uns richtet. Die in einem Vorort Berns wohnende Dame schreibt uns: «Am Radio ich höre immer wieder Hinweise auf Swiss Kills à Berne. Ich getraue fast mich nicht mehr in der Stadt.»

Madame B., Sie sind einem Hörfehler erlegen. Bern ist sicher. Ausgetragen wurden nur die Swiss Skills, die recht ungefährlichen ersten schweizerischen Berufsmeisterschaften.

Gleichwohl ist die verwechslungsgefährliche klangliche Nähe zwischen Swiss Skills und Swiss Kills kein Zufall. Sie ist wohl die Folge des brodelnden Schweizer Sprachenstreits. Wie aus streng vertraulichen Aktennotizen hervorgeht, die vertrauensvoll der Askforce überlassen wurden, gingen im Vorfeld des Anlasses die Wellen hoch. Die Welschen rieten, bei der Namensgebung aufs Lateinische professio zurückzugreifen, denn dann verstünden alle, worum es gehe: professiun, professione, profession, Profession. Die alemannische Mehrheit im OK muss dies als Retourkutsche im Streit ums Frühfranzösische gedeutet haben: «. . . es ist übel genug, dass unser Arbeitnehmerdachverband Travailsuisse heisst und nicht Swiss Workers oder ähnlich». Wer wirklich verstanden werden wolle, «der schlägt hier subito etwas Englisches vor».

Den weiteren Verlauf kann auch die Askforce nicht genau rekonstruieren. Handschriftliche Notizen in den zugespielten Papieren liefern aber Indizien: «Avec leur enthousiasme stupide pour la langue anglaise les Tütschschwiizer enfin tueront la cohésion du pays. Librement traduit: Swiss kills.» Et voilà! Das Schweizerische – hier wohl das Deutschschweizerische – meuchle den Zusammenhalt im Lande. Das ist womöglich der gröbste Verbalangriff auf die Nation seit «La Suisse n’éxiste pas» an der Weltausstellung 1992 in Sevilla!

Die Nachrecherchen zeigen jetzt, dass man die Sache unter dem Deckel halten will. Selbst die Frühenglisch-Provokateure erschraken ob der Zahl der Missverständnisse. Zunächst soll sich die AAEX, die American Association of Executioners (Scharfrichtervereinigung), gemeldet und einen Meinungsaustausch zu «kill skills» angeregt haben. Und ein paar grenzwertige Historiker sollen erwogen haben, eine Publikation über die helvetischen Reisläufer «und deren handwerkliche Fertigkeiten bei der Ausübung ihres Auftrags» beizusteuern.

Nun, Madame B., die Swiss Skills waren wirklich nichts Bedrohliches. Aber Ihre Bestürzung war womöglich doch nicht ganz unbegründet. Seien Sie wachsam.

 

Askforce Nr. 677
22. September 2014