Manchmal seien ganz einfache Fragen schwierig zu beantworten, schreibt Herr S. H. aus Hinterkappelen. Deshalb wende er sich vertrauensvoll an die Askforce – in der «zuversichtlichen Hoffnung», diese möge eine Lösung finden für sein Problem.

«Vor mir steht am Frühstückstisch» eine Packung Milch, schreibt Herr H. und beginnt aufzuzählen, welche Informationen darauf fürs findige Auge alle zu finden sind. Das sei soweit klar, «aber jetzt kommt der Hammer», auf einem weiteren Informationsfeld stehe: «Enthält Milch.» Das sei unglaublich: «Muss jetzt dann auf den Kartoffelpackungen stehen ‹In der Packung sind Kartoffeln enthalten›? Können Sie mich aufklären?»

Herr H., Ihrer E-Mail zufolge scheinen Sie aufgeregt gewesen zu sein, als Sie sie geschrieben haben. Eine Packung Milch, die vor Ihnen AM Frühstückstisch steht – das klingt nach einer Monsterpackung. Aber wir glauben, Sie doch richtig zu «spüren»: Sie haben nicht ein Problem damit, dass auf einer Packung Milch «Milch» draufsteht. Was Sie verwirrt und enerviert, ist der Umstand, dass die Aussage «Enthält Milch» so verstanden werden kann, dass Milch Milch enthält.

Und da wird es tatsächlich schwierig: Aus unserer Sicht spielt hier der ­gödelsche Unvollständigkeitssatz hinein. Auch wenn wir diesen noch nie ganz kapiert haben, so glauben wir doch, dass es sich beim Milch-enthält-Milch-Problem um so etwas wie einen Logik-Kurzschluss handelt. Damit Sie sehen, was wir meinen: Man begegnet diesem Phänomen gern, wenn man systematisch Ordnung schaffen will, egal wo. Sei es in einem Inhaltsverzeichnis, im Tier- oder im Pflanzenreich oder in der eigenen Wohnung. Wer Ordnung schaffen will, stösst früher oder später auf Gegenstände, bei denen es nicht einfach ist, sie auf eine zufriedenstellende Weise zu versorgen. Schon fast irre würde es beispielsweise, wenn Sie kleine Schubladen besässen, für die Sie im Moment gerade keine Verwendung haben und die Sie ebenfalls in einer Schublade versorgen möchten. Sie müssten dann eine Schublade mit «Schubladen» anschreiben.

Sie sind auf ein wirklich grosses Ding gestossen, Herr H., da sind wir mit Ihnen einig. Guter Rat ist teuer. Am zuträglichsten für die psychische Gesundheit scheint es uns zu sein, wenn man versucht, auf solche Probleme gelassen (und mit den richtigen Präpositionen) zu reagieren – und das Prinzip der Ramschschublade auf die geistige Ebene zu übertragen. Egal wie.

Askforce Nr. 681,
20. Oktober 2014