Fleisch fressende Pflanzen für Vegetarier?
«Darf ich als eingefleischter Vegetarier Fleisch fressende Pflanzen essen?», fragt
D. B. aus B. Er werde tagtäglich mit dem Ernährungsthema konfrontiert und gerate zunehmend «in ein ethisch-moralisches Dilemma».
Lieber Herr B., welche Fleisch fressende Pflanze essen Sie denn oder möchten Sie gerne essen? Sonnentau? Venusfliegenfallen? Und welche Fallenart bevorzugen Sie? Klappfalle, Klebefalle, Grubenfalle, Reusenfalle, Saugfalle?
Eine Pflanze ist Fleisch fressend, wenn sie sich folgendermassen verhält:
1. Insekten anlocken, 2. festhalten, 3. töten, 4. verdauen, 5. Entstandene Nährstoffe aufnehmen und nutzen (Quelle: www.carnivoren.org). Verspüren Sie ein Kribbeln im Bauch, Herr B.? Läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen?
Was tun Sie eigentlich, wenn Sie beim Fahrradfahren eine Mücke verschlucken? Plagen Sie dann auch Gewissensbisse, Sie hätten Ihr Vegetariertum verraten? Unser Fazit: Herr B., Sie dürften wohl als Vegetarier schon Fleisch fressende Pflanzen essen, denn zu behaupten, eine Mücke hätte viel Fleisch am Knochen wäre wohl doch etwas übertrieben. Aber: Hierzulande isst niemand Fleisch fressende Pflanzen, denn sie sind nicht essbar!
Ihre Frage ist demzufolge mehr theoretisch, Herr B., bzw. sie zielt auf etwas ganz anderes ab: Sie fühlen sich als Vegetarier nicht ernst genommen, Sie suchen krampfhaft Bestätigung. Und gleichzeitig reden Sie sich ein, vegetarisch zu leben sei überhaupt kein Problem für Sie. Das ist Ihr ethisch-moralisches Dilemma. Sie schreiben: «Ich ernähre mich seit vielen Jahren biologisch-vegetarisch und fühle mich sehr wohl dabei.» So wohl, dass Sie dabei Phantasien entwickeln, Fleisch fressende Pflanzen zu essen! Herr B., es ist an der Zeit, den fleischigen Tatsachen ins Gesicht zu schauen! Versuchen Sies doch einmal mit einem Schinkensandwich.
Askforce Nr. 177
28. Juni 2004