Zuerst vermutete die Askforce hinter der Frage von Frau R. B. die übliche männerfeindliche Haltung: «Warum brüllen die Typen am Handy immer so?» Eine kurze empirische Evaluation machte der Askforce aber klar: Auch die Typinnen brüllen am Handy signifikant häufig. Es handelt sich somit um ein durchaus erklärenswürdiges Phänomen.

Die Ursache des Gebrülls ist vergleichsweise banal.Es handelt sich um einen so genannten temporären Evolutionsrückfall (Terf). Die aufs Laienpublikum zugeschnittene Erklärung: Will ein menschliches Wesen eine entfernt stehende Person ansprechen, steigert es mit zunehmender Distanz die Lautstärke. Erst höhere Intelligenz – falls vorhanden – führt dazu, dass bei einem Telefonat nach Australien nicht lauter gebrüllt wird als bei einem Anruf nach Aarberg. Bei der Mobiltelefonie gesellt sich nun ein weiterer Aspekt dazu: Die Frequenz des Mobiltelefons stimuliert das am äusseren, oberen Hörmuschelrand (Helix) gelegene kleine Knorpelchen Apex Auriculae, den so genannten Darwinschen Ohrhöcker. Dieser Ohrhöcker ist gemäss Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) der letzte sichtbare Beweis für unsere entwicklungsgeschichtliche Verwandtschaft mit spitzohrigen, affenartigen und bei der Kommunikation über lange Distanzen brüllenden Säugern. Die Mobiltelefonie verstärkt also bei ihrem Zusammentreffen mit dem affigsten humanen Organ den temporären Evolutionsrückfall (Terf).

Die Evolutionsresistenz des Ohres ist leider sehr ausgeprägt. Während sich etwa die Daumenbeweglichkeit innert einer Generation SMS-bedingt verbessert hat, zeigen Ohren absolut kein Gehör für Anpassung: Humanoide können zwar die Augen schliessen und die Klappe halten – nur beim Ohr fehlt eine vergleichbare Schutzvorkehrung. Darwin seis geklagt: ein brutales Evolutionsversagen! Die verheerende Folge: Die Schleuse für den allgegenwärtigen Verbalmüll bleibt offen.

Askforce Nr. 178
5. Juli 2004