Christoph L. aus Bern muss einen recht anregenden Freundeskreis haben, denn kürzlich hat man in diesem Zirkel festgestellt, «dass in der deutschen Sprache sehr wenig Verben existieren, welche ein spezielles Geräusch bezeichnen». Herr L. fragt nun, welches Verb wir denn zur Umschreibung des Geräusches verwenden würden, «das entsteht, wenn man eine frische, saftige Rüeblitorte entzweibricht».

Die Askforce stellte bei ihrer empirischen Feldforschung recht schnell fest, dass Rüeblitorten generell zu den extrem geräuscharmen Torten zählen: Das Kuchenmesser gleitet klanglos durch den karottierten Kuchenkörper, setzt höchstens knirschend auf der Tortenplatte auf. Sensible hörten die Tortenstücke leicht schmatzend von der Tortenschaufel abreissen. Ein Tester wollte gar ein «Glarpfzschen» gehört haben. Der Ansatz von Herrn L., den Kuchen entzweizubrechen, erwies sich als echte Schweinerei. Wir putzen noch heute.

Wir nähern uns dem Fazit: Das onomatopoetische, also lautmalerische Brechen, Herr L., setzt eine gewisse Sprödigkeit, Bruchfähigkeit voraus. Marmorstein und Eisen bricht, Rüeblitorte nicht! Der Verdacht liegt nahe, dass die Anfrage eher der verklausulierte Aufschrei eines Backunkundigen ist. Hilfe naht! Und zwar in der wohlklingend schlichten Prosa des Berner Kochbuchs, 1961, 26. Auflage:

6 Eier, 250 Gramm Zucker, 1 Zitrone, 1 Prise Salz, 300 Gramm Mandeln, 300 Gramm Rüebli, 80 Gramm Mehl, 1/2 Paket Backpulver. Zucker und Eigelb schaumig rühren, Zitronensaft und -rinde, Salz, die fein geriebenen Mandeln und Rüebli und das gesiebte Mehl und Backpulver beifügen, den geschlagenen Eierschnee leicht darunterziehen. Die Masse in eine ausgefettete und mit Mehl ausgestäubte Form geben und im vorgewärmten Ofen bei schwacher Hitze 1 bis 1 1/4 Stunden backen.

Das Rezept funktioniert übrigens auch mit Karotten.

Askforce Nr. 145,
5. November 2003