«Vom Eichholz ins Marzili sind es etwa 1700 Meter. Doch wie viele Meter schwimme ich tatsächlich, da mich ja der Fluss mitträgt?», fragt Frau M. G. aus Bern. Nun, Frau G., auf den zweiten Blick ist Ihre Frage ziemlich knifflig.

Der erste Teil dagegen ist einfach: Zur Geschwindigkeit der Aare von ungefähr 2 Metern pro Sekunde addieren wir Ihre Schwimmgeschwindigkeit. Wir nehmen an, dass Sie für einen Kilometer rund 25 Minuten benötigen, was einer Geschwindig­keit von 0,67 Metern pro Sekunde entspricht. Zählt man die beiden Geschwindig­keiten zusammen (Fluss plus Sie), erhält man das Tempo, mit dem Sie unterwegs sind: 2,67 Meter pro Sekunde.

Da wir die Distanz kennen, lässt sich leicht Ihre Schwimmzeit berechnen: 637 Sekunden. Multipliziert man diese Zeit nun mit Ihrer persönlichen Schwimm­geschwindigkeit, erhält man die Distanz, die Sie in einem See zurückgelegt hätten: 427 Meter. Interessant und schön für Leute wie Sie ist dabei dies: Da ein Fluss wie die Aare massiv unterstützend wirkt, fällt es viel weniger auf als in einem See, wie langsam Sie eigentlich sind.

Knifflig wird es, wenn wir nun wissen wollen, wie weit Sie, liebe Frau G., tatsächlich geschwommen sind. Da Sie nicht nur vom Fluss getragen werden, sondern auch von der Kugel, auf der wir leben, gilt es weitere Faktoren zu berücksichtigen: Die Drehgeschwindigkeit der Erde um sich selbst (für Bern rund 300 Meter pro Sekunde), die Geschwindigkeit der Erde um die Sonne (rund 30 Kilometer pro Sekunde), die Geschwindigkeit des Sonnensystems ums Zentrum der eigenen Galaxie (rund 220 Kilometer pro Sekunde Richtung Sternbild Schwan) sowie die Geschwindigkeit unserer Galaxie im Weltall (rund 550 Kilometer pro Sekunde Richtung Sternbild Wasserschlange).

Während der 637 Sekunden, die Sie, Frau G., also in der Aare schwimmen, schwimmen Sie somit unter Umständen und grob gerechnet 350’000 Kilometer weit – und zwar rückwärts, da das Sternbild Wasserschlange am Südhimmel steht.

Wie aber lässt sich eine solch enorme Distanz veranschaulichen? Zum Beispiel so: Wollte Klaus Baumgartner diese Strecke tatsächlich schwimmend zurücklegen, bräuchte er dazu fast 40 Jahre – im Dienstmercedes dagegen bloss 145 Tage. Falls er keinen Unfall baut.

Zum besseren Verständnis: Klaus Baumgartner (1937 bis 2015) war von 1993 bis 2004 Stadtpräsident von Bern. Nicht immer sass das Glück auf dem Beifahrersitz, wenn der SP-Politiker mit dem Auto unterwegs war: Nebst zwei Unfällen, die glimpflich verliefen, gab es einen Vorfall auf der Autobahn, als sich versehentlich der Airbag aufblies.

 

Askforce Nr. 136,
3. September 2003