Warum der Spezialfall Flugzeug?

Die Askforce bewertet die eingegangenen Fragen in aller Regel nicht. Jene von Herrn Simon H. aus H. ist aber irgendwie besonders. Es ist, als ob sie einer bisher unbekannten Fragenkategorie angehörte. «Warum hält sich die Aussage ‹Ich nehme die Morgenmaschine› in allen möglichen Filmen von Humphrey Bogart bis George Clooney so hartnäckig?», fragt Herr H. Und weiter: «Warum heisst es nicht: Ich nehme das erste Flugzeug. So wie man sagt: Ich nehme den ersten Zug.» Tatsächlich seien doch die Motoren von Schiffen oder Lokomotiven «veritable Maschinen» – im Gegensatz zu «diesen Turboheulern der Flugzeuge».

Zuerst müssen wir Ihnen widersprechen, Herr H. Sie schreiben, Motoren seien «veritable» Maschinen. Natürlich kann ein Motor eine Maschine sein, eine Kraftmaschine etwa. Aber wir finden, eine richtige Maschine ist eben mehr. Eine Maschine kann etwas, was ein Mensch nicht so schnell, nicht so gut oder überhaupt nicht kann. Ein Motor für sich allein ist eigentlich noch nichts. Erst im Zusammenspiel mit etwas anderem ergibt seine Existenz einen Sinn, um es einmal so zu sagen.

Und aus der Perspektive des Motors gibt es attraktivere und weniger attraktive Möglichkeiten, Teil einer Maschine zu sein. Nehmen wir den Motor, der in einer Kaffeemaschine steckt: Ziemlich langweilig, ziemlich ortsgebunden, ziemlich wenig Energieumsatz. Im Gegensatz dazu sieht sich ein Flugzeugmotor in einer irrwitzigen Position: Er ist Teil einer Maschine, die sich dank ihm und mit ihm in die Luft zu erheben vermag. Die allergrösste Pointe der Flugmaschine besteht schliesslich darin, dass der Mensch sich in sie hineinsetzen und forttragen lassen kann.

Eisenbahnen und Schiffe können da nicht mithalten. Sie erleichtern dem Menschen zwar die Fortbewegung auf der Erdoberfläche. Aber sie ermöglichen ihm nichts, was er selber nicht auch tun könnte – gehen und schwimmen. Unsere Antwort lautet deshalb so: Wer von der Morgenmaschine spricht, verneigt sich damit jedes Mal vor der Genialität des Menschen.

Askforce Nr. 835,
11. Dezember 2017