Nach «reichlicher» Pause wende er sich wieder einmal mit einer Frage an die Askforce, schreibt uns M. S. aus Liebefeld: In den Medien höre und lese man immer wieder, wie etwa Wendy Holdener auf den «hervorragenden» zweiten Platz gefahren sei. «Gibt es denn verschiedene zweite Plätze?», fragt er. Also noch einen weniger hervorragenden oder nicht hervorragenden zweiten Platz?

Um seine Zuschrift abzurunden, erinnert Herr S. an den Klassiker des Rudersports: das Duell der Universitäten Cambridge und Oxford auf der Themse. Einmal, als Cambridge gewonnen hatte, hätten die «Oxford-News» am nächsten Tag gemeldet: «Unsere Mannschaft erreichte den zweitbesten Rang, während Cambridge sich mit dem vorletzten Rang begnügen musste.»

Wir haben es hier mit dem Klassiker einer Frage zu tun. Wer alles sehr genau und wörtlich nimmt, stösst immer auf Widersprüche. Wir könnten Sie, Herr S., auch fragen, was Sie denn genau mit einer «reichlichen» Pause meinen. Gibt es noch andere Pausen als lange und kurze? Ist eine «reichliche» Pause dann vorbei, wenn Sie zu sich sagen: «Jetzt reicht es.» Oder ist eine «reichliche» Pause eine Pause, die ausreichend lang ist, um reichlich Ballaststoffe zu sich zu nehmen?

In diesem Fall kommt hinzu: Mit Kommentatoren muss man ohnehin nachsichtig sein. Es ist ein schwieriger Job. Ex-Skifahrer Marc Girardelli landete nach verbalen Kantenfehlern rasch im Netz. Sogar seine Mutter Krimhilde meinte im «Blick», sie habe Angst gehabt (wir erwähnen sie nur, weil sie so schön nach Wintersturm klingt). Aber ob Marc Berthod, der andere Kommentator, so viel besser ist? Beim Lauberhornrennen sagte er immer, die Beine der Fahrer würden brennen. Aber hat man davon etwas gesehen? Wir nicht. Keine Flammen, keine versengten Skihosen, nichts.

Sie sehen, Herr S.: Versuchen Sie das Leben ganzheitlich zu betrachten, schauen Sie mit leicht zugekniffenen Augen auf die Welt, dann werden Sie weniger von den Einzelheiten verwirrt. Widersprüche sind allgegenwärtig, sogar in scheinbar eindeutigen Wörtern. Drum freuen Sie sich nie zu früh. Auch nicht, wenn die Fahrlehrerin zu Ihnen sagt, Sie hätten hervorragend parkiert. Vielleicht meinte sie es gar nicht positiv – und Sie merken es erst, wenn Sie aussteigen.

Askforce Nr. 839,
22. Januar 2018