Helikoptereltern

«In etlichen Schulen gilt seit diesem Semester ein Handyverbot, auch in Pausen. Was sollen Helikoptereltern nun tun?»

Liebe Elisabeth aus Ue., eine aktuelle, brennende Frage, schön, dass Sie sie uns vorlegen! Vielleicht können wir mit dieser Antwort sogar einen rentablen Zweitabdruck in einem Lehrpersonen- oder Eltern-Fachblatt oder zumindest im «20 Minuten» herausschlagen. Denn wir sind nicht nur die Fachinstanz für alles, wir sind auch DIE Fachinstanz für genau diese Frage: Die Askforce besteht nämlich aus einer stattlichen Reihe früherer Kinder, etlichen tätigen Elternteilen und einigen Lehrpersonen ausser Dienst, darunter übrigens ein Helikopterpilot. Wir schauen uns das Handy-Problem also noch ganzheitlicher an, als Sie das von uns ohnehin erwartet haben.

Wenden wir uns zuerst den Personen mit Kindheitserfahrung zu: Ihr nach wie vor rebellisches Kind-Ich lehnt das Handyverbot kategorisch ab. Zwar finden sie UNO, Schach, Real-life-Mobbing und einander abschlagen in der grossen Pause spannender als befürchtet, allerdings «fäggt» der Sieg mit Livestream einfach mehr und kann später nochmal genossen werden.

Aus Lehrpersonensicht ist die Frage schon fast unter Askforce-Niveau: Natürlich sollen die Eltern rein nichts machen. Gar nichts. Weder einen Anwalt rufen noch in der grossen Pause vor dem Lehrpersonenzimmer oder auf dem Pausenplatz aufkreuzen, um zuerst der Schulleitung und dann natürlich Aurel und Ruby zu erzählen, dass sie einen Anwalt einzuschalten planen.

Aus Elternsicht hingegen gibt es viel zu tun: Zuerst einmal rufen wir genau obgenannten Anwalt an; immerhin werden gerade die kindlichsten aller kindlichen Grundrechte beschnitten. Blöd, dass der Jurist kostet, also bleibts vorerst bei dem einen Telefonat. Nun müssten wir eigentlich unserem Aurel und unserer Ruby schnell durchgeben, dass die Geschichte mit dem Anwalt leider doch nicht klappt, aber die beiden sind ja eben handylos. Also steigen wir ins Auto und – nächstes Ärgernis – werden 200 Meter vor dem Pausenplatz jäh ausgebremst: «Kiss-and-Ride-Zone», «Elterntaxis unerwünscht». Fehlt sich gerade noch. Wir machen kehrt, stellen den SUV in die Garage und entern den Helikopter. Nur zwei Minuten später landen wir sanft, aber entschlossen auf dem Pausenplatz, reissen unsere verweinten kleinen Schätze ans Herz, stürzen ins Schulhaus, greifen die beiden Handys und retten Kinder und Kommunikationsmittel vor dem Nichts.

Am Nachmittag erfreuen wir uns dann an den immer spektakuläreren Erzählungen der verblüfften Schulkinder und beleidigten Schulleitungswesen auf verschiedenen Online-Portalen; bedauerlicherweise gibt es – verflucht sei einmal mehr das Handyverbot! – keine Filmaufnahmen von unserem beherzten Eltern-Einsatz.

Aurel und Ruby erzählen wir dann beim «Znacht» davon. Sie spielen draussen. Sie müssen schliesslich ihre Bildschirmzeit einhalten, das ist uns enorm wichtig.

Askforce Nr. 1203
13. Oktober 2025