Frau Margrit aus Bolligen schreibt uns handschriftlich und per A-Post. Sie zeigt uns damit, wie wenig es heute braucht, um als kultiviert aufzufallen und zugleich Wertschätzung auszudrücken. In diesem Sinne lautet die erste Antwort auf Frau Margrits Schreiben: Danke.
Die eigentliche Frage, die Frau Margrit beschäftigt: Sie wisse wohl, was «etwas mit links machen» bedeute. Woher die Wendung komme, sei ihr aber unklar. Wer ihre Frage mit links beantwortet, also ohne jeden Aufwand, landet bei den Grundsätzen des körperorientierten Sprachgebrauchs: Raumangaben unterliegen unterschiedlichen Bewertungen. Vorne ist gut, hinten ist schlecht. Vertikal ist besser als horizontal (horizontales Gewerbe). Und bei der sogenannten «Händigkeit» gilt: Rechts ist meist positiv, links meist negativ. Wer etwas mit links tut, tut es nicht recht – zumindest nicht der christlich-abendländischen Ora-et-labora-Leidensmoral entsprechend.Doch so simpel die linguistische Klärung sein mag, so fallgrubenreich ist das echte Leben. Wenn zum Beispiel der recht bekannte Politiker Ulrich Maurer vor versammelter Verlegerschar über die Medien herzieht, dann macht er das recht. Und trotzdem macht ers mit links, respektive mit der Linken, weil es ohne Linke keine rechte Polemik gäbe. Aber er will es ja auch nicht allen recht machen.
Skepsis ist übrigens besonders dann angebracht, wenn jemand prahlt, er könne etwas «mit links» tun. Das ist stumpfsinnige Plagiererei. Die Askforce kann das subito experimentell beweisen, wird sie doch hier jetzt «mit links» auf elf Zeilen den Sinn des Lebens bekannt geben:
Der S des ebe s egt dar er e e was ebe st d was s e t ver ag dass s e w g c – a ges c ts der ver tete E d c e t v a e – das e ge st das berda ert rer se bst W e a s d e ge ebte d er ebte ebe a s Ster sc e d e s c ge gt ge e c tet abe – der de e t c e e r sse – e fac e c te ver ag e e e Bewe s e Arc v der e e We teret w c g e f rder
Sie sehen: Was der das Zehnfingersystem perfekt Beherrschende nur mit der Linken schreibt, ergibt keinen Sinn. Auch Beethovens vierhändiges Klavierwerk bloss mit links gespielt, ergäbe keine Tonkunst, bloss Tonmenge.
Gleichzeitig gilt es, die Relationen zu wahren: Die Links-rechts-Problematik ist keine universelle. Der interstellare Raum kennt kein links, kein rechts. Und selbst hienieden, bei uns Irdischen, sind nur bilateralsymmetrisch gebaute Lebewesen mit ausgeprägten Extremitäten von der Sorge betroffen, ob sie etwas mit links oder rechts tun. Wären wir Rippenquallen oder Süsswasserpolypen wärs definitiv kein Thema.
Askforce Nr. 629,
7. Oktober 2013