Wie kann man «auf einem solchen Gebilde» reiten?

Letzthin sei ein Politiker auf einem wunden Punkt herumgeritten, schreibt Hannes T., der uns übrigens freundlich aus dem «Ämmitau» grüsst. Um welchen Politiker es sich handelt, wird nicht erwähnt. Aber auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung bis nach dem Jüngsten Gericht.

Im Folgenden setzt sich Herr T. mit zwei Fragenkomplexen auseinander. Den ersten (der sich auf das auffällige Wundsein des Punktes bezieht) klammern wir aus. Die Askforce kümmert sich zu einem späteren Zeitpunkt darum.

Der zweite Fragenkomplex betrifft den Ritt: Herr T. erinnert sich an seine Gymnasiumszeit, während der man ihm eintrichterte, dass ein Punkt dimensionslos sei – «nicht eindimensional wie eine Gerade, nicht zweidimensional wie eine Fläche und auch nicht dreidimensional wie ein Körper». Ein Punkt sei eine unteilbare Einheit, die eine Position besitze, sagte schon Euklid. Die Erkenntnis des einflussreichen Griechen spricht aus T.s Worten.

Wie «zum Gugger» also, will Herr T. wissen, könnten Politiker «auf einem solchen Gebilde» herumreiten? Wir könnten nun argumentieren, dass Politiker eindimensionale oder sogar dimensionslose Wesen seien und es ihnen darum leichtfalle, nicht nur auf Eseln, Ponys und Pferden, sondern auch auf Punkten herumzureiten, selbst wenn diese wund wären. Und Punktum!

Das aber greift zu kurz. Denn ganz allgemein zollt man den Politikern für ihre Reitkünste nicht den nötigen Respekt. Nicht nur stolze Schimmel und Rappen reiten sie zuschanden, nein, auch kräftige Brauereipferde wirtschaften sie kaltblütig zu lahmen Kleppern und armseligen Ackermähren herunter. Jedwede Pferde werden von ihnen derart ruiniert, dass sie nur noch für den Schindanger taugen, wo von den Vierbeinern lediglich ein wunder Punkt übrig bleibt.

Da der Politiker nur daran gedacht hat, wie er zum Schindanger kommt (auf dem Buckel des Gauls), aber nicht daran, wie er wieder zurück ins Rathaus gelangt, behalf er sich mit dem Punkt. Auf diesem Ritt muss ihn eine Journalistin oder ein Journalist gesehen haben. Kaum am Rednerpult, verlangte der Politiker übrigens erneut zusätzliche Subventionen für das Eidgenössische Mauleselgestüt.