Gefrässiger Gurwolf

Herr Simon W. aus B. ist ratlos und hofft, dass ihm die Askforce mit ihrem «zoologischen Sachverstand» weiterhelfen kann. Grund für seine Ratlosigkeit ist ein Titel, der ihm in den «Freiburger Nachrichten» begegnet ist. «Gurwolf braucht Raum für 150 Kinder», stand da in grossen Lettern. Ihm sei schleierhaft, wie ein einziger Wolf gleich 150 Kinder verschlingen und in seinem Bauchraum unterbringen wolle. Zu Platzproblemen sei es ja schon bei den sieben Geisslein gekommen. «Gibt es eine Lösung für den Gurwolf», will Herr W. nun von der Askforce wissen.

Sie führen uns mit Ihrer Frage auf ein sehr heikles Terrain, Herr W. Geht es um den Wolf, sind hierzulande heftige Debatten programmiert. Jede andere Instanz würde sich an dieser Stelle winden und irgendetwas von «politischer Gemeinde», «Seebezirk Kanton Freiburg», «Siedlungsspuren aus der Bronzezeit» oder «Wolf im Wappen» schwurbeln. Das könnte die «Fachinstanz für alles» natürlich auch. Aber Sie haben nach unserem zoologischen Sachverstand gefragt – und den sollen Sie auch bekommen.

Wir können Sie beruhigen: Der Gurwolf muss die 150 Kinder nicht alle auf einmal verschlingen. Ansonsten würde es in der Tat zu Platzproblemen kommen, noch mehr als im Märchen. Wobei hier angemerkt werden muss, dass der Wolf im Märchen die Geisslein ganz verschlang. Hätte er die Tierchen zerteilt und jeden Bissen 30-mal gekaut, wäre die Geschichte womöglich anders ausgegangen. Aber zurück zum Gurwolf: Wie der Eurasische Wolf braucht er pro Tag rund vier Kilo Beute. Diese vier Kilo haben in seinem Magen problemlos Platz. Der Gurwolf braucht also kein grösseres Bauchvolumen, sondern vielmehr ein Gelände, wo er eine Beute halten kann. Dieses muss gross genug sein und über genügend Auslauf verfügen, ansonsten drohen die Kinder zu verfetten. Ein eingezäuntes Stück Land direkt am Murtensee würde sich da zum Beispiel anbieten. Problem gelöst.

Haben wir ein Räuspern gehört? Sie finden unsere Ausführungen geschmacklos? Gut, dann schwurbeln wir halt etwas von einer «Nachbargemeinde Murtens», die ein Schulraumproblem hat und dieses mit einer neuen Schulanlage mitsamt Mehrzweckhalle lösen will. In der Mehrzweckhalle findet dann auch die Gemeindeversammlung statt, an der die Bevölkerung mit grossem Mehr beschliessen wird, den Wolf abzuschiessen – sollte er denn jemals in der Gemeinde aufkreuzen. Denn, wie lautet doch eine alte Heraldikerweisheit: «Nur der Wolf im Wappen ist ein guter Wolf.»