Wann dürfen es Blumen sein?

Unpassende Geschenke haben schon manche Beziehung zerstört. Dieses Risiko will Jonas F. aus K. nicht eingehen, weshalb er sich vertrauensvoll an die Askforce wendet. Seine Frage: «Ab welchem Alter schenkt man an einem Geburtstag Blumen?» Die Frage lässt uns unweigerlich an Goethe denken. Er hatte seiner Angebeteten einst Blumen geschenkt, um ihr zu zeigen, wie lieb er sie hat. Weil ihm «immer die Worte fehlen», sollten die Blumen das Reden für ihn übernehmen. Er nannte sie «die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur». Schmacht!

Aber wir sind nicht Goethe, sondern die Askforce – und nie um Worte verlegen. Also, Herr F., es ist folgendermassen: Obwohl wir Ihren Wunsch nach Klärung verstehen, müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen keine abschliessende Antwort geben können. Denn eines ist klar: «Man» schenkt zum Geburtstag rein gar nichts. Keine Socken. Keine Pralinés. Keine Vase. Kein Buch. Und auch keine Blumen. «Man» ist ein hinterhältiges Ding, das einen Konsens suggeriert, wo gar keiner ist. Aber die Welt der zu Beschenkenden ist nicht homogen. Sie ist so farbig und vielfältig wie eine Alpenwiese im Bergfrühling.

Wir merken es, Herr F., Sie werden ungeduldig. Daher ganz kurz: Es gibt fürs Schenken von Blumen keine Altersgrenze – weder gegen oben noch gegen unten. Sie müssen sich lediglich überlegen, zu welcher Person Blumen passen könnten. Diese Aufgabe können wir Ihnen leider nicht abnehmen.

Aber wer sagt Ihnen eigentlich, dass sich Blumen nur als Geburtstagsgeschenk eignen? Vielleicht möchten Sie ja auch mal im Alltag einen auf Goethe machen und die Blumen für Sie sprechen lassen, die können das nämlich ausgezeichnet. Sind Sie im Restaurant noch unschlüssig, strecken Sie der Bedienung das nächste Mal einen Strauss Krokusse entgegen, der signalisiert: «Ich brauche noch etwas Zeit, um mich zu entscheiden.» Oder lassen Sie Ihre Chefin beim Mitarbeitergespräch per Akelei wissen, dass Sie sie für eine Giftspritze halten. Bei der Steuerverwaltung eignet sich das Tausendgüldenkraut ganz besonders gut, das dem Beamten charmant ins Ohr säuselt: «Du bist doch nur an meinem Geld interessiert.» Und statt die Steuerrechnung zu bezahlen, schicken Sie einfach einen Strauss Wucherblumen.

Wir müssen hier leider abbrechen, unser heutiges Wortkontingent ist aufgebraucht. Klatschmohn, übernehmen Sie!

Askforce Nr. 1090
11. September 2023