Lieben lernen
Barbara aus S. will es wissen: «Liebe Askforce, ich bin Single, in höherem Alter und habe überdies heute Geburtstag. Wo und wie kann ich (noch) lieben lernen?» Hintergrund: Sie werde von ihrer Tageszeitung regelmässig über das Leben von Schweizer Promipaaren unterrichtet. «Auch ihnen geht es oft nicht besser als uns: Die Beziehung scheitert. Oft vernehmen wir erst dann, dass sie sich kennen und lieben gelernt haben. Zunehmend beschäftigt mich dieses ‹lieben lernen›».
(Anm. d. A.Force: Die Fragestellerin ist erwachsen und wir sind nicht das Doktor-Sommer-Team, darum gehen wir davon aus, dass sich die Frage um romantische Liebe und weniger um das Körperliche dreht.)
Also: Im Ansatz, liebe Barbara, begrüssen wir dein Ansinnen natürlich, ist die Askforce doch ganz dem lebenslangen Lernen verpflichtet. Aber willst du wirklich ausgerechnet lieben lernen – mit Stundenplan, Hausaufgaben und Diplom? Möchtest du nicht lieber Alpakahaltung studieren oder eine Weltumsegelung ins Auge fassen? Wie du selbst beobachtest, sind diese Lernakt-basierten Beziehungen ja oft bestürzend kurzlebig, zumindest in unserer liberalen Gesellschaft ohne elterliche Gespons-Zuweisung und «bis dass der Tod»-Zwang.
Und doch suchst du als freie und gestandene Frau einen Lehrgang, um zuletzt dein Herz an ein Wesen zu verschenken, das du aus intrinsischer Motivation niemals in Betracht ziehen würdest Das ist, sorry, mehr als nur etwas wunderlich: Es ist verlorene Liebesmüh. Oder magst du Rosenkohl tatsächlich, weil die kleine Barbara damals unbedingt die von den Erziehungsberechtigen für die Geschmacksentwicklung angemessen erachtete Portion Rosenkohl hinunterwürgen musste? Nein, falls du die grünen Bitterlinge heute fein findest, dann, weil du sie nach deinem Gusto zubereitest.
Wir wissen, was du jetzt befürchtest: Dass wir über selbstgekochtes Gemüse eine Volte zum Hinweis drehen, doch dich selbst anzunehmen, zu lieben, dein inneres Kind zu umarmen und faden Yogi-Tee aus Kraftsteinbechern zu trinken, dann finde das Glück dich ganz von allein. Vergiss es, wir sind die Askforce, solcher Kabis liegt uns fern.
Du machst ohnehin alles richtig: Du beobachtest deine Umwelt mit offenen Augen, magst (oder nicht), wen oder was dir gefällt (oder nicht) und amüsierst dich mit dem, was das Leben zu bieten hat, etwa mit melodramatischen Klatschgeschichten, und zum Geburtstag beschenkst du dich mit einer Antwort von der Askforce.
Wir wünschen dir nachträglich alles Gute und einen unorganisiert-kopflosen «Coup de Foudre» aus heiterem Himmel mit viel Liebe und ganz ohne Lehrplan!
Askforce Nr. 1190
14. Juli 2025