Ist das Ausdruck von Kompetenz?

Wir wissen es alle: Kompetenzzentren sind dermassen invasiv ins Kraut geschossen, dass sie sich zu einer wahren Landplage ausgewachsen haben, gegen die kein Kraut gewachsen scheint.

Das ist auch Adrian H. aufgefallen: In seiner Zuschrift an die Askforce erwähnt er etwa Kompetenzzentren für Bevölkerungsschutz, Demenz, Fischerei, Integration, Schwer­verkehr und anderes mehr. Nicht vergessen in der Aufzählung wollen wir das Kompe­tenzzentrum für Fleischwaren (Koch- und Rohpökelwaren sowie Brühwürste), für das jüngst in Gossau SG der Spatenstich ausgeführt wurde. Auch der Bundesrat ist nicht untätig geblieben: Er beschloss mittels Federstrichs, ein Kompetenzzentrum Weltraum ins Leben zu rufen, wodurch die Schweizer Armee im Weltall «Fuss fassen» soll. Auf diesen Umstand hat uns ein zweiter Leser, Herr L., hingewiesen.

Das Fussfassen in der Schwerelosigkeit ist natürlich nicht ganz einfach. Trotzdem können wir Herrn L., der befürchtet, das Kompetenzzentrum Weltraum könnte «ein bisschen gar hoch gegriffen» sein, beruhigen. Die Askforce weist darauf hin, dass der Bundesrat selten die Bodenhaftung verliert und dass Schweizerinnen und Schweizer allgemein als bodenständig und gut verwurzelt angesehen werden. Zudem gilt bei uns noch immer das Von-der-Flüe-Dogma «machet den zun nit zuo wit».

Unser erster Leser, Herr H., betrachtet die Entwicklung ebenfalls mit Sorge: «Schier jedes Zentrum, das etwas tut oder kann, betont eine Kompetenz, die ich eigentlich voraussetze. Ist das Ausdruck von Kompetenz?» Nein, ist es natürlich nicht, da haben Sie vollkommen recht, Herr H. Kompetent wird das Kompetenzzentrum erst, wenn dort auch kompetente Personen tätig sind. Das ist leider lange nicht überall der Fall.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, nennt sich die Askforce deshalb «Fachinstanz für alles». Wir wollen aber nicht verschweigen, dass sich die Askforce einmal als Kompetenzzentrum für die Beantwortung von Fragen bezeichnet hat, als sie sich 2017 in der Nr. 819 mit dem Inhalt von Handtaschen beschäftigte. Wegen der Verluderung des Begriffs ist die Askforce von dieser Bezeichnung abgerückt.

Es ist davon auszugehen, dass die maximale Sättigung mit Kompetenzzentren in der Schweiz trotz allem noch nicht erreicht ist. Einige (noch) fiktive Beispiele aus dem Fussballbereich: Schiedsrichterinnen gründen ein Kompetenzzentrum für Verwarnungen und Ausschlüsse, Stürmer eines für Schwalben, Schmerzattacken und Blitzheilungen und die Fankurve eines für Pyros, Choreos und Chaos.

Vielleicht braucht es bald ein übergeordnetes Kompetenzzentrum zur Beseitigung von Kompetenzgerangel? Sei dem, wie ihm wolle. Die Askforce hat sich mit der inflationären Verwendung des Begriffs arrangiert, ihr ist aber vor dem Aufkommen von Exzellenzzentren schon jetzt angst und bange.

Askforce Nr. 1212
8. Dezember 2025