Ein Helles für die Garde

Ruth Sch. aus Kirchberg hat ein Herz für «die armen Schweizergardisten» und will wissen, ob man diesen flotten Recken nur deshalb «Helle Barden» zur Seite stellt, weil sie so schlecht singen. Die Frage liess die Askforce zunächst zögern. Kann es wirklich sein, dass Ruth Sch. die Verhältnisse zu Rom so schlecht kennt?

Wir halten deshalb fest: Die Gesangeskunst der Schweizergarde ist durchaus solide, denn ihr Glaube, den richtigen Ton zu treffen, ist stark. Sie verfügt übrigens über eine eigene Hymne, die sie regelmässig absingt. Heller singende Barden sind da nicht zwingend nötig.

Wir halten weiter fest: Ruft ein Gardist nach einem Hellen Barden, kommt nicht Troubadix, sondern eine andere Flasche, nämlich ein legendäres, gut gekühltes, obergäriges «Barden» aus der Brauerei Thornbridge, erhältlich im vatikaneigenen Supermarkt. Dieses Bierchen ist freilich nicht lieblich, sondern bitter, was als subtile geschmackliche Anspielung auf das Arbeitsgerät der Gardisten zu verstehen ist: Die Hellebarde – ein Beil am Stiel – ist nix für süsse Sänger, taugt aber fürs unerbittliche Tranchieren, Stechen, Haken und Reissen, wie uns kundige Waffenschmied:innen mit glänzenden Augen berichten.

Die Gemengelage von Singen (Helle Barden), Saufen (Helles Barden) und Stechen (Hellebarden) führt zu diversen Dilemmata: Wer zu viele Helle Barden reinkippt, braucht die Hellebarde danach nicht zum Stechen, sondern als Stütze. Wer mit Hellebarden gesangsfreudige Helle Barden behelligt – also beispielsweise tranchiert –, wird dafür nicht zu einem Hellen Barden eingeladen. Und an gallische Eichen gefesselten Hellen Barden nützt die schärfste Hellebarde nichts: Wer keine Hand frei hat, kann mit dem Mordswerkzeug nicht einmal einen simplen Strick zerhauen.

Denkbar bleibt, mit Hellebarden ein kühl-prickelndes, Helles Barden zu öffnen und nach Rom gepilgerten Hellen Barden zu reichen. Wein wäre aber naheliegender, denn statistisch betrachtet weist der Vatikan mit 77 Flaschen pro Mensch und Jahr den weltweit höchsten Weinkonsum auf. Möglich ist dies dank strikter Null-Prozent-Zoll-Politik: Alk gibts im Vatikan steuerfrei, was die Handelsbilanz des Heiligen Stuhls sehr stark prägt.

Dennoch gibt es keine GROSSBUCHSTABIGE Briefpost aus Washington! Der, dessen Namen wir hier nicht nennen, belegt selbst menschenleere und bloss von Pinguinen bewohnte Inseln mit Strafzöllen, nicht aber den Vatikan (obwohl dieses Land laufend Geistliche in die USA exportiert – aber von dort nur sporadisch Geistliche importiert, letztmals einen Herrn Prevost). Die äusserst ungewöhnliche Zurückhaltung ist ohne Zweifel auf die archaische Furcht vor panzerbrechenden Hellebarden zurückzuführen.

Würde die Schweizer Diplomatie diese handelspolitische Besonderheit begreifen, würde sie die Schweizergarde – allesamt Schweizer – dazu inspirieren, der Schweiz den Krieg zu erklären. Es würde die rasche Kapitulation der Schweiz folgen und deren Eingliederung als Kolonie ins vatikanische Reich. Damit wäre im Nu jedes Zollproblem gelöst, und der Absatz von – nunmehr zollfreiem – Schweizer Wein stiege ins Unermessliche. Darauf gälte es dann anzustossen – mit Hellen Barden.

Askforce Nr. 1193
4. August 2025