Das Ende des Fussballs droht!

Die Anschrift der Instanz, welche die wichtigen Fragen des Lebens klärt, ist bekannt: askforce@derbund.ch *). Besorgt stellt die Askforce zurzeit eine beunruhigende Schläfrigkeit des Publikums fest: Selbst wenn Ungeheuerliches enthüllt wird, bleibt sein fragender Aufschrei aus.

Das aktuelle Beispiel ist die Enthüllung der für seriöse Recherchen bekannten Redaktorin S. W. vom 21. November. Sie vermeldete: Noch 540 Mal schlafen bis zur Euro 08! – Die Reaktion? Nichts. Nitschewo. Niente. Die Askforce kommt nicht umhin, diesmal ungefragt zu erklären, was dies heisst: Es ist die völlige Individualisierung des Kollektivsports Fussball. Es ist vermutlich sogar das Ende des Fussballs. Wenn nämlich die Gesellschaft akzeptiert – und offensichtlich tut sie dies! -, dass die Euro 08 nach 540 Mal schlafen stattfindet, dann heisst das nichts anderes, als dass sie nicht für alle gleichzeitig stattfinden wird:

Fallbeispiel A: X. leidet an Schlaflosigkeit. Für ihn findet die Euro 08 erst im April 2009 statt. Erst dann wird er voraussichtlich 540 Mal geschlafen haben. Spätfolgen wegen der Schlechterstellung gegenüber Normalpennern lassen sich kaum noch vermeiden.

Fallbeispiel B: Y. lädt schon seit Wochen seine Freunde für den Oktober 2007 zur Euro 08 ein. Klar: Er pflegt im Büro seinen täglichen Mittagsschlaf – und freut sich, dass nach 540 Mal schlafen seine Euro zu einer Zeit stattfinden wird, in der noch kein besoffenes Grölpublikum herumlümmeln wird.

Diese Beispiele sind harmlos. Tragisch wird es dort, wo sich die Schläfer der Tragweite von 540 Mal schlafen nicht bewusst sind und ganz unverhofft von ihrer Euro 08 übermannt werden. Der Sekundenschlaf am Steuer, die schlaflos durchzechten Nächte, der Schlaf der Gerechten, das Power-Napping der CEOs, der Winterschlaf der Bärbeissigen – all dies führt dazu, dass unterschiedlichste Splittergruppen zu unterschiedlichsten Zeitpunkten ihre Euro 08 einfordern und nötigenfalls auch selber durchführen werden. Chaos. Ende. Aus.

Schade um den Fussball. Natürlich könnte man ein solch babylonisches Desaster rein theoretisch noch abwenden. Aber angesichts der ausgebliebenen Reaktion auf die Enthüllung von Redaktorin S. W. sind solche Hoffnungen nicht wirklich berechtigt.

*) Das war einmal: askforce@derbund.ch. Heute gilt: hallo@askforce.cyon.site