Martin Z. aus D. fragt die Askforce: «Wie lautet das genderkorrekte Pendant zu ‹Mädchen für alles›»? Hoppla, da will uns jemand in die identitätspolitischen Fettnäpfchen hineinlocken. Lauern doch rund um diese Bezeichnung Diskriminierungskategorien von Geschlecht bis Klasse. Da die Askforce aber ihrerseits eine «für alles» ist (Fachinstanz), antworten wir entspannt.

Was wir nicht wissen: ob Martin Z. wirklich männlich gelesen werden will. Deshalb formulieren wir es so: Die Stossrichtung der fragestellenden Person gefällt der Askforce. Dienen und Hingabe waren historisch lange weiblich konnotiert, Mädchen kommt etymologisch von Mägdlein. Es ist also nichts als recht, mit sprachlichen Überresten solcher Zuschreibungen aufzuräumen.

Andererseits hat sich der Begriff inzwischen verselbständigt und weitgehend vom Geschlechterfokus gelöst. Wenn Heidi Klum oder Sportreporter das Wort «Mädchen» verwenden, ist das zwar auf alle Zeiten grauslich. Im Kontext unserer fraglichen Redewendung jedoch schwingt heute schon fast ein anerkennender Touch mit, oder mindestens sympathisches Understatement.

«Mädchen für alles» steht allgemein für Leute, die vielfältig einsetzbar sind und somit über veritable Future Skills verfügen. Gute, kollaborierende, kreative und kommunikative Geister, die zurechthelfen, wo sie nur können, ein fröhliches Lied auf den Lippen. Das kann im Betrieb sein, im Wohnhaus, im Verein, im Ratssaal oder in der Ehe für alle, dies gänzlich unabhängig vom Eintrag im Personenstandsregister und sonstigen Merkmalen.

Insofern können Frauen, Männer, Transmenschen, Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung, Nonbinäre und Drag Queens Mädchen für alles sein, wie auch woke Veganerinnen, Gender-Gaga-Dooffinder, Menschen im Rollstuhl mit Rastalocken, Rentner, Aargauerinnen mit und ohne Migrationshintergrund, Kaffeerahmdeckelsammler, Mormoninnen sowie Mittelstandsangehörige.

Nicht zu vergessen die geschlechtslosen Roboter, die in der Wirtschaft die wegrationalisierten Hilfskräfte ersetzen. Als Kränkungserfahrung ist das «Mädchen für alles» dort freilich präsenter denn je. Davon zeugen Aussagen wie: Ich bin hier immer das Poulet! Oder: Ich bin doch nicht dein Gango! Auch HR-sprachliche Definitionen des Mädchen*-für-alles-Daseins finden sich, etwa wenn Mitarbeitende «mit Querschnittsfunktion» gesucht werden. Queer-friendly, versteht sich.

Askforce Nr. 1035,
29. August 2022