Michael S. aus B. fragt uns: «Wenn es immer weniger Parkplätze gibt in der Stadt Bern – wohin denn mit all den vielen Camping-Vans in unseren Quartieren?» Sehr saisongerechte Frage, Herr S., wollen doch die vielen Vans gerade überwintert sein. Da braucht es umso nötiger Park- oder Einstellplätze. Selbige stellen tatsächlich im heillos rot-grünen Bern ein rar gewordenes Gut dar. Denn Autos = immer noch überwiegend fossile Brennstoffe = Klimaerwärmung = pfui.
Und da wirds nun erst richtig interessant. Denn die eigentliche Frage lautet doch: Warum zur Hölle boomen bewohnbare Motorfahrzeuge in der Stadt der klimabewegten Velofahrenden? Uns dünkt, der Fragesteller druckst in diesem Punkt etwas herum. Vielleicht geht er aber auch raffiniert doppelbödig vor. Das will die Askforce – Meisterin des Hintersinns – nicht ausschliessen.
Schauen wir also kurz die Geschichte des Wohnmobils in der Stadt Bern an. Bis vor wenigen Jahren merkte man nur am gestossen vollen 9i-Tram im Herbst: aha, Caravan-Salon draussen am Stadtrand. Diese Messe zog immer schon die halbe Schweiz an. In der Stadt selber rosteten höchstens ein paar VW-Busse in Althippie-Garagen vor sich hin, vom Trail damals in den Siebzigern nach Kabul. Seit der Corona-Pandemie aber: alles voller Camper, auch in Berns Wohnquartieren.
Die Askforce erblickt aktuell fünf Wohnmobile in ihrem engeren Parkplatz-Umfeld. Eines ist ein ziemliches Ungetüm, sagen wir Ihnen. Immerhin lässt sich daraus schliessen: Wohnmobil-Besitzer werden bei privaten Parkplatz-Vermieterinnen in der Stadt noch fündig. Und sonst böte die Bauernsame in ihren Scheunen auf dem Land Unterstände an. Das trugen Internetquellen der Askforce zu.
Wir werten dies als positiv überraschenden Beitrag zur Überwindung des Stadt-Land-Grabens. Vereint in einer helvetischen Variante der Route-66-Romantik, frönt man hier wie dort der Sehnsucht, Freiheit und Menschenscheu im Eigenheim auf Rädern, und sei es über den Gurnigel. Das war immer schon ein erhebendes Gefühl, droht in der Klimakrise allerdings von Van-Scham getrübt zu werden.
Nun, die Askforce sieht einen Silberstreifen am Horizont. Da wir bei der Pandemie aus dem Gröbsten raus sind, kann man wieder ins Ausland fliegen. Lockdown-Hund husch husch ins Tierheim, Van verkaufen und per Bahn umweltfreundlich zum Flughafen. Parkplatzproblem gelöst.
Askforce Nr. 1053
02. Januar 2023