Die eigene Existenz manifestiert sich hauptsächlich darin, dass man über einen Körper verfügt. Nun ist es so, dass besagte menschliche Hülle über allerhand Auswüchse und Funktionen verfügt, die das Leben in der eigenen Haut möglichst angenehm machen sollen. So besitzen wir Hände, die auf heisse Herdplatten gelegt werden können, um aus Fehlern zu lernen. Oder wir haben Ohren, die uns aufhorchen lassen und unmissverständlich zu verstehen geben, dass sich der heranrasende Lastwagen in unausweichlicher Nähe befindet.
In geografischer Nähe zu den Ohren befinden sich die Augen. Und um diese dreht sich die heutige Frage. Frau Z. will wissen, wofür die Evolution es nötig hält, bei Traurigkeit Salzwasser aus unseren Sehorganen zu schütten. Da das Askforce-Kollektiv nicht aus Kindern von Traurigkeit besteht, mussten umfangreiche Untersuchungen zur emotionalen Beschaffenheit der menschlichen Psyche unternommen werden, um diese Frage beantworten zu können.
Nun können wir Ihnen jedoch unter Tränen der Freude folgende Auskunft übermitteln. Zunächst muss festgehalten werden, dass die Fragestellung bedenkliche Anzeichen gesellschaftlicher Dekadenz aufweist. Schliesslich müssen sich menschliche Gefühlsregungen in irgendeiner Form körperlich bemerkbar machen. Austretendes Augenwasser bei Trauer ist objektiv gesehen eine sehr kompromissbereite Reaktion.
Unser Körper könnte bedeutend schlimmer auf seelische Qual reagieren. Er könnte uns bei Trauer beispielsweise den Schmalz aus den Ohren strömen oder uns unkontrolliert sabbern lassen. Noch peinigender wären Ausstösse in der unteren Körperhälfte. Wessen Lebenssituation es also zulässt, sich über etwas austretendes Augenwasser zu mokieren, muss aus äusserst noblen Verhältnissen stammen.
Nun aber zum Kern der Sache. Ein Mensch verschüttet in seinem Leben rund 80 Liter Tränenflüssigkeit. Schon nur die Schweizer Bevölkerung vergiesst somit 6 960 000 Liter Tränenwasser. Dieses muss irgendwohin ablaufen. Da es salzig ist, liegt es auf der Hand, dass Tränen im Meer landen. Dadurch ist es legitim, eine Verbindung zum Anstieg des Meeresspiegels zu erstellen. Dieser schiesst seit Mitte des 19. Jahrhunderts in die Höhe. Daraus ist zu schliessen, dass der Mensch immer trauriger wird.
Und hier kommt die Schönheit der Natur ins Spiel. Wenn die Welt endgültig zum Jammertal verkommen sollte, produziert die Erdbevölkerung so viele Tränen, dass uns die Ozeane den Boden unter den Füssen wegspülen und die Menschheit dadurch ihrer Existenzgrundlage entledigt.
Askforce Nr. 1062,
6. März 2023