Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass Geschenke eine Staatskrise auslösen können. Daran arbeitet zurzeit Christoph W. aus dem Schwarzenburgerland. Er stellt Fragen der unangenehmen Art. Sie behandeln eine unangenehme Verstrickung, die im bisherigen Verlauf des Ukraine-Krieges komplett übersehen wurde. Es geht um Mischa und Mascha. Die beiden Bären wurden 2009 vom damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew und seiner Gattin Swetlana Medwedewa in Bern installiert. Christoph W. will wissen, wie die vermutlich kremlnahen Tiere zum Krieg stehen und wie sie allenfalls sanktioniert werden könnten.

Die Sachlage ist kompliziert, weil verworren. Obwohl das russische Paar nun bereits seit 13 Jahren in Bern lebt, ist wenig über es bekannt. Was an die Öffentlichkeit dringt, klingt jedoch schwer nach oligarchischen Lebensverhältnissen. Die beiden tragen gerne Pelz und bewohnen ein grosszügiges Grundstück im noblen Kirchenfeldquartier. Dieses wird penibelst von der Öffentlichkeit abgeriegelt. Nur wer sich in Geduld übt, kann gelegentlich einen Blick auf die beiden geheimnisvollen Gesandten des Kremls erhaschen.

Klar ist: Wer sich ein solches Leben leisten kann, muss über grossen Reichtum verfügen. Wie gross das Vermögen der beiden ist und wie sie zu diesem gekommen sind, ist unbekannt. Gleichzeitig stehen Mischa und Mascha unter behördlichem Schutz, der bis ganz nach oben reicht. Die mächtige Tierparkkommission setzt sich für die Interessen der beiden Russen ein. An deren Spitze steht der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause. Weshalb dieser das strittige Paar schützt und welche Rolle er im Ukraine-Konflikt spielt, ist selbst für die Askforce nicht in Erfahrung zu bringen.

Dieses Machtkonstrukt zeigt jedoch, wie schwierig Mischa und Mascha anzugehen sind. Gleichzeitig könnten Sanktionsbemühungen schnell zur Gefahr für Leib und Leben werden. Denn wer sich ihnen in den Weg stellt, muss mit drastischen Reaktionen rechnen. Da wird selbst von der eigenen Familie nicht haltgemacht. Das zeigte sich etwa 2014, als Mischa Teile des eigenen Nachwuchses ins Jenseits beförderte. Ob er das Handwerk beim KGB erlernt hat, ist unklar. Bedenklich ist jedoch, dass Mischa für das gut dokumentierte Delikt nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Ein klares Zeichen, dass die zwei Bären auch jetzt keinerlei Abstrafungen zu befürchten haben.

Askforce Nr. 1024
13. Juni 2022