«Wie spät ist es?», fragt uns Herr A. M. aus Murten. Er fragt dies aber nicht, weil er seine Uhr verloren hat, sondern «weil Radio, Fernsehen und Telefon eine Zeit angeben, die meiner Sonnenuhr fast eineinhalb Stunden Verspätung unterschiebt». Durch Drehen werde sein «Prachtstück edelster Schmiedekunst» auch nicht präziser.

Herr M. ist also stolzer Besitzer einer Sonnenuhr. Und die scheint für ihn das Höchste zu sein. Wie käme er sonst auf die Idee zu fragen, ob nicht «die Mächtigen dieser Erde» die Sonne etwas vorverschieben könnten? Ihm und allen anderen Besitzern von Sonnenuhren «wäre damit wirklich gedient», schreibt er – denn Zeitzonen und Sommerzeit «kümmern uns nicht».

Irgendwie ganzheitlich begreifen wir schon, warum das Drehen der Sonnenuhr an der Fassade Ihres Hauses (?) nichts bringt. Haben Sie aber schon einmal darüber nachgedacht, Ihr Haus – von oben betrachtet – um gut 20 Grad zu drehen und gegebenenfalls etwas zu neigen? Uns scheint, mit diesem kleinen Eingriff am Fundament liesse sich der Fehler zufriedenstellend korrigieren. Da wir aber zudem glauben, die Sommer- und die Winterzeit spielten hierbei doch immer wieder eine Rolle, empfehlen wir Ihnen, Ihr Haus auf einen frei neigbaren Drehteller zu stellen. Ihre Sonnenuhr liesse sich auf diese Weise beliebig richten.

Falls Sie aufgrund der Energielinien unter Ihrem Bett das Haus aber nicht drehen mögen, schlagen wir eine andere Lösung vor: Fotografieren Sie Ihre Sonnenuhr und lassen Sie sich das Bild auf ein T-Shirt drucken. Ziehen Sie es an und stellen Sie sich im richtigen Winkel vor Ihr Haus. Wenn Sie nun noch einen Trinkhalm in den Mund nehmen, brauchen Sie bloss noch auf Ihren Bauch hinunter zu schauen – und Sie wissen, wie spät es ist.

Askforce Nr. 461,
19. April 2010