«Ich kenne mich in landwirtschaftlichen Fragen nicht gut aus», stapelt Flurina M. aus B. tief, «drum tönt meine Frage laienhaft.» Seit einiger Zeit verkaufe ein Grossverteiler Wiesenmilch: «Wie melken die Bauern die Grashalme? Wo finden sie im Winter Grashalme? Ist die Milch bei den momentanen Temperaturen tiefgefroren?» Dank letzterem Satz erkennt auch der laienhafte Leser sofort: Die Fragestellerin gelangte während einer extremen Kälteperiode an die Askforce. Sie sass wahrscheinlich gemütlich zu Hause, nahe beim Ofen, trank eine heisse Schokolade und dachte: Jetzt will ich auch einmal der Askforce schreiben. Inzwischen sind die Temperaturen gestiegen, der Frühling steht vor der Tür. Deswegen kann die Askforce den letzten Teil der Frage von Frau M. mit Nein beantworten: Nein, die Wiesenmilch ist bei den momentanen Temperaturen nicht tiefgefroren.

Offen ist jetzt also nur noch, wie die Bauern die Grashalme melken. Lustig, wie unsere Fragestellerin das hergeleitet hat, nicht wahr. Kuhmilch – Schafmilch – Geissmilch – Kamelmilch – Wiesenmilch. Als wäre die Wiese auch ein Tier! Die Askforce gibt zu: Sie war ebenfalls ein wenig irritiert, plötzlich «Wiesenmilch» im Ladensortiment vorzufinden. Weiden Milchkühe doch, wenn sie weiden, immer auf Wiesen im weitesten Sinn. Und nicht etwa auf der Autobahn, im Wohnzimmer von Frau M. oder in der Abfüllhalle bei Tetrapak. Auch Mastrinder finden sich dort übrigens keine. Und selbst im Stall fressen doch die Kühe Wiese: abgemähte, luftgetrocknete Wiese. Das zumindest will die Askforce gerne hoffen. Wieso reitet also der Grossverteiler auf der vegetationsbasierten Herkunft der Milch herum wie ein Cowboy beim Rodeo auf dem Rind?

Hier die offizielle Erklärung: «Wiesenmilch stammt von Kühen, die auf die Weide gehen und viel frisches Gras fressen können. Dafür erhalten sie weniger Kraftfutter.» Die Stimmung der Askforce trübt sich beim Gedanken, dass es in diesem Land Kühe gibt, denen der ausgedehnte Weidegang versagt bleibt. Die nie richtig den Duft der Freiheit atmen, sich nie würzige Kräutlein auf der Zunge zergehen lassen können. 1,5 Millionen Rindviecher gibt es in der Schweiz. Die Askforce ist mit ihnen! 

Askforce Nr. 550,
5. März 2012