Wie melde ich gendergerecht ein herrenloses Damenfahrrad?

«Wie melde ich gendergerecht ein herrenloses Damenfahrrad?», fragte eine Frau Choralist Schneider die Askforce im Jahr 1908. Ja, vor 115 Jahren! Doch dazu später. Da der Vorname von Frau Schneider nicht überliefert ist, verpassten ihr die Histo­riker, Männer selbstverständlich, kurzerhand die Berufsbezeichnung ihres Eheman­nes: Choralist – Kirchenmusiker – und kreierten so, Ironie der Geschichte, nebenbei eine der ersten nonbinären Persönlichkeiten. Dennoch galt sie als erste deutsche Radfahrerin! Meist war Choralist Schneider in Zeiten der nicht ungefähr­lichen Hochräder auf einem Dreirad unterwegs. So begeistert war sie davon, dass sie 1908 mit ihrem Radfahrverein Neisse ihr 25-Jahr-Jubiläum als Radfahrerin feierte. Der Verein schenkte ihr dazu gemäss Recherchen «eine mit allen modernen Errungen­schaften der Neuzeit ausgestaltete Damenmaschine». Doch, oh Schreck – sie kam der Beschenkten kurz danach abhanden. Dass ihr dann eine gender­gerechte Formulierung ihres Such-Inserates am Herzen lag, belegt, wie weit sie ihrer Zeit voraus war!

Dies würdigend, lud die Askforce zur Beantwortung von Frau Schneiders Frage die jeweils 4000 weltbesten Wissenschafter zu drei Konsilien an den Könizer Hauptsitz ein: Von 1909 bis 1914, von 1949 bis 1954 und von 2016 bis – nach pandemie­bedingtem Unterbruch – Juni 2022. An Letzterem beteiligten sich erstmals auch nicht männliche Wissenschaftsangehörige. Drei mehrjährige Konsilien zur Beantwortung einer Frage, plus ein Jahr für eine Schnellübersetzung aus dem Latein: Solchen Aufwand, sonst nur von Päpsten betrieben, leistete die Askforce!

Hier nun die drei Kernaussagen der Askforce-Konsilien zur Frage der gendergerechten Meldung eines herrenlosen Damenfahrrades:

Die Pleonasmus-Hypothese: Nach dieser sehr zeitgemässen Beurteilung ist ein Damenfahrrad per se herrenlos. Eine adjektivische Verdeutlichung mache keinen Sinn, sagt die Fraktion dieser Fachkundigen. Gendergerecht wäre also, «herrenlos» wegzulassen.

Das Inklusions-Theorem: Letzte Patriarchen meinen, ein Damenfahrrad könne gar nicht herrenlos sein, da jede Dame samt ihrem ­Besitz einem Herrn gehöre. Auch sie würden «herrenlos» weglassen, aber aus gegen­sätzlichen Gründen zu oben.

Der Impletum-Komplex: «Impletum est» – «es ist erfüllt» – ritzten schreibkundige römische Männer nach vollbrachtem Tagwerk in ihre Wachstafeln. Für sie ist die fragliche Wendung gendergerecht.

Choralist Schneider selig, wir hoffen, Ihnen mit diesen Ausführungen gedient zu haben!

 

Askforce Nr. 1084
31. Juli 2023