Den regelmässigen Askforce-Kunden Rolf S. aus Bern hat es neulich in den Jura verschlagen. Dort ist er auf etwas gestossen, das ihn zum Nachdenken genötigt hat. Es waren die Windräder, die gemächlich ihre Runden drehen. Wie Grüne und Umweltschützer zu diesen stehen, will Rolf S. nun wissen. Schliesslich würden die Räder bekanntlich ökologischen Strom produzieren, aber durch ihr Aussehen eben auch die Natur verschandeln. Herr S. sieht darin ein unlösbares Dilemma.
Da die Bewältigung von unlösbaren Dilemmata zur Askforce-Kernkompetenz zählt, sehen wir uns in der Lage, dieses Problem angemessen zu durchleuchten. Das Wichtigste zuerst: Stromproduktion war noch nie ein Schönheitswettbewerb. Denn sämtliche Varianten der Stromerzeugung sind in ihrer architektonischen Beschaffenheit nicht gerade mit Schloss Versailles vergleichbar.
Führen wir uns bloss einmal das handelsübliche Atomkraftwerk in all seinen misanthropischen Grautönen vor Augen. Aus dem Blickwinkel der Ästhetik ist dieses bestimmt keine strahlende Schönheit. Doch auch moralisch hochtrabende Stromerzeuger wie beispielsweise Solarzellen sind nicht gerade ein Augenschmaus. Lassen sie doch auf den ersten Blick stets vermuten, dass ein verrückter Professor die Keramikplatte seines Elektroherds auf das Hausdach geschraubt hat. Und selbst das bereits angesprochene Windrad hat letztendlich das Erscheinungsbild einer Semesterarbeit eines erfolglosen Kunststudenten, der das Objekt unter dem Projekttitel «Ventilatoren der Ruralisierung» in die Idylle der Abgelegenheit gestellt hat.
Für Grüne und ähnliche Zeloten der konsequenten Instandhaltung der Natur gilt somit das, was bei so manchen schwierigen Situationen des Lebens zum Zug kommt: Sie müssen sich für das kleinste aller Übel entscheiden. Natürlich will niemand so ein Übel direkt vor der Haustür stehen haben, auch wenn es noch so klein ist. Nein, Übel sollen so weit weg stehen, wie es nur geht. Und da Grüne mehrheitlich in urbanen Zentren zu finden sind, ergibt es schliesslich nur Sinn, dass sie sich für die Stromproduktion starkmachen, die irgendwo in der Idylle der Abgelegenheit stattfindet.
Askforce Nr. 871,
17. September 2018