Wie hiess Willisau, als es noch klein war?
Es ist unzweifelhaft, dass Herr Hans Sch. ein gemerkiger Zeitgenosse ist, dessen Denken das Wesen der Dinge durchdringt, ja gleichsam seziert. Denn Herr Sch. erkannte, dass sich in einem luzernischen Städtchen Tierisches, ja gar Schweinisches verbirgt. «Hiess 6130 Willisau LU, als es noch klein war, Williferkel?» So direkt fragt uns Herr Sch., der sich «lebhaft» an die Zeit erinnert, als er in den 1970er-Jahren das dortige Jazz Festival besuchte. Schon damals war die Ortschaft unter dem Namen Willisau bekannt – allerdings noch aufgeteilt in Willisau Stadt und Willisau Land.
Die Askforce nimmt die Frage ernst und hält fest: «Nein, Willisau hat nie Williferkel geheissen. Denn träfe das zu, so müsste der Ort heute als Willischwein bekannt sein.» An der nördlichen Napfabdachung bewegen wir uns in einer zutiefst dialektischen Landschaft. Die schweizerische Erstversion müsste (wenn schon) Willifärli gelautet haben. Man könnte auch den altertümlichen Ausdruck Willifasel oder Willifaseli annehmen, womit man einen gedeihenden Wurf von Jungtieren oder ein einzelnes davon bezeichnen kann. Als der Ort an Umfang und Bevölkerung zunahm, wäre auch Willijager denkbar.
Sinngemäss gilt dies auch für Rüegsau, Rüegsauschachen, Gossau, Herisau, Elsau, Diepoldsau, Hellsau und Gersau, aber nicht für Oulens-sous-Echallens etc. Gegen die Theorie von Herrn Sch. spricht die Heraldik, denn keiner der aufgezählten Orte trägt (wie etwa Pruntrut) eine Sau im Wappen. Willisau hat einen Löwen, Herisau einen Bären und Eglisau sogar einen Hirsch, obwohl ein Schweinsfisch passend wäre. Doch die Wappen wurden meist lange nach der Ortsgründung erfunden.
Natürlich könnte auch eine lautliche Verschleifung oder ein Kopistenfehler den Namen Wildisau zu Willisau abgewandelt haben. Der Vorgängername wäre dann Willifrischling oder Williüberläufer. Die Schwarzkittel haben im Jägerjargon abweichende Namen erhalten. Als glückliche Fügung der Geschichte zu betrachten ist, dass sich die Namen nicht zu Willimore, Rüegmore oder Herimore gewandelt haben, gilt doch diese Bezeichnung für ein Mutterschwein heute vielerorts als unfein. Aber wer weiss, was die Zukunft bringt?
Gerne richten wir zum Schluss den Blick auf Gettnau, einen 2021 eingemeindeten Teil von Willisau. Der Ort erlangte im Rock-Klassiker «I Can’t Gettnau Satisfaction» der Rolling Stones eine grosse Berühmtheit, von der er aber nicht zu profitieren vermochte.
Askforce Nr. 1167,
24. Februar 2025