Die letzte Askforce im alten Jahr war ein Ereignis. Erstmals in der Geschichte der beliebten Kolumne wurde die Artengrenze überschritten, beantwortete unser Gremium doch eine Frage der gewitzten Dalmatinerhündin Chelsea R. aus Bern-Nord zum Thema Polizeihunde. Damit war der Damm gebrochen. Weitere Fauna hat sich seither vertrauensvoll an die Askforce gewandt. Darunter Edwin T., ein schon etwas älteres Eichhörnchen aus dem Könizbergwald («Wo habe ich nur meine Nüsse vergraben?»), Agnes S., eine Taube aus dem Schlag in der Heiliggeistkirche («Müssen die Glocken so laut läuten?»), und Lucy X., eine Katze mit Revieransprüchen in ganz G. («Whiskas kaufen? Come on!»). Auf einem Spaziergang mit der Hündin Chelsea R. suchte die Askforce alle gefiederten und pelzigen Fragesteller vor Ort auf und antwortete ihnen bilateral, ganz ohne Aufhebens, wie es halt unsere Art ist.

Noch etwas atemlos, aber mit vielen neuen Eindrücken, widmen wir uns nun wieder Fragen, die die Menschheit umtreiben. Jene von Frau R. P. aus B. passt gerade gut, weil sie ebenfalls auf artenübergreifende Verständigung zielt. Schon lange habe sie in nachgenannter Angelegenheit bei der Askkorce vorstellig werden wollen, lässt uns Frau P. wissen: «Wie denken Tiere, wenn sie ja keine Wörter und Begriffe kennen? Oder auch kleine Kinder: Was geht in ihrem Kopf vor, wenn sie etwas sehen, für das sie noch kein Wort kennen?»

Tiere sind keineswegs nur von Instinkten und Reflexen gesteuert, sondern sie besitzen auch kognitive Fähigkeiten. Das ist heute weitgehend unbestritten. Sonst würde die Kreatur ja nicht an die Askforce gelangen. Auch hat man schon Sprachen lernende Graupapageien gesehen, Border-Collies, die die Namen von zweihundert Spielzeugen kennen, Schimpansen, die Bananen kauend Memory spielen. Was genau dabei in ihren Köpfen vorgeht, war allerdings schon Franz von Assisi, Goethe und Darwin ein Rätsel. Und es entzieht sich vorläufig – offen gesagt – auch der Kenntnis der Askforce.

Doch ist das so schlimm, werte Frau P.? Nein. Aus zwei Gründen. Erstens: Nicht nur die Tiere, auch wir Menschen grübeln doch über Dinge nach, von denen wir uns keinen Begriff machen können. Denken Sie nur an Gott, die Kernspaltung oder die politischen Positionen von Alec von Graffenried. Zweitens: Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten? Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschiessen. Es bleibet dabei, die Geda-han-ken sind frei.

(Kurz zuvor auf dem Hundespaziergang:)

Askforce: Chelsea! Sitz! Chelsea R. (denkt): Träum weiter, Mann.

Askforce Nr. 789,
9. Januar 2017