«Wie Sie sicher auch, beherrsche ich fürs Tastaturschreiben das 10-Finger-System. Dass die Finger auswendig wissen, wo sich auf der Tastatur die Buch­staben befinden, ist fürwahr eine praktische Sache und erspart mir beim Schreiben das Denken.» Eigentlich alles bestens, könnte man meinen. Aber Anasthasia H. sieht ihre Fingerfertigkeit skeptisch: «Wie kann es sein, dass meine Finger es (die Position der Buchstaben auf dem Keyboard A.d.A.) wissen, nicht jedoch mein Kopf?»

Erstmal herzlichen Glückwunsch! Auch wir haben natürlich einst Tastaturschreib­kurse, damals noch «Schreibmaschinenschreiben» genannt, besucht. Trotzdem sind bei uns, entgegen Ihrer freundlichen Annahme, auch nach jahrzehntelangem Üben kaum je alle zehn Finger an der Tipperei beteiligt. So hält sich auch jetzt, beim Beantworten Ihrer Frage, der linke Daumen vornehm zurück, und wir sind grosse Freunde der ehemaligen Tippextaste – heute «backspace» –  geblieben.

Stutzig macht uns aber Ihre Behauptung, die Fingerspitzen würden Ihnen beim Schreiben «das Denken ersparen». Liebe Anasthasia, ehrlich, dieses flache «Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage» beziehungs­weise: «(…) lese, was ich schreibe» verzeihen wir nicht einmal Politikerinnen und Chefredaktoren. Oder ist Ihnen auch diese Frage einfach so aus den Fingern geflutscht? Sind Sie am Ende eine K (künstliche) oder gar eine A (abwesende) Intelligenz?

Geben Sie es doch zu einfach zu: Auch Sie parkieren ihre Hände ausgehend von den Buchstaben F (links) und J (rechts) auf der Tastatur – das kann dank der kleinen Erhebungen auf diesen Tasten*) tatsächlich blind vonstattengehen –, sammeln Ihre Gedan­ken, und los gehts. Dass Sie dann hin und wieder auch auf das Keyboard linsen, ist völlig in Ordnung, denn lesen ist ebenfalls eine angelernte, nun automatisier­te Tätigkeit. Und Ihr «gestrenger Lehrer» klopft Ihnen jetzt ja nicht mehr auf die Finger, wenn Sie tricksen.

Aber vielleicht führen Sie uns an der Nase herum, und Sie sind weder die sedierte Anasthasia noch ein Schreibroboter, sondern einfach eine Krakin und haben in jedem Arm ein eigenes Steuerungszentrum, das auch unabhängig vom Zentralhirn operieren kann. Dann können wir Sie um Ihre Kopflos-schreiben-Skills nur beneiden.

* ) ja, die sind da, schauen Sie nach!

Askforce Nr. 1045,
7. November 2022