Maske tragen. Hände waschen. Bargeldlos zahlen. Das haben wir verinnerlicht. Auch Cordula B. aus B. ist inzwischen eine Bargeldlose. Aber sie ist verunsichert, denn sie hat gehört, der Bund wolle zur Abfederung der Corona-Pandemie «viel Geld in die Hand nehmen». Sie findet das bedenklich: «Jetzt haben wir extra auf bargeldlos umgestellt. Warum also geht der Bund nicht mit besserem Beispiel voran?»

Leider stecken in der Frage von Cordula B. grobe Vorurteile. Echt dreckig ist nur der sauer verdiente Franken. An ihm klebt nebst unserem Schweiss auch manch fieser Bazillus. Wollen wir mit diesem Dreckfränkli die Wirtschaft ankurbeln wie auf einem chinesischen Wildtiermarkt, dann kommts echt nicht gut. Nimmt aber jemand richtig viel Geld in die Hand, ist es selten sauer verdientes, sondern eher sauber gewaschenes. Sie dürfen also dem Bundesrat nicht voreilig Unreinlichkeit unterstellen! Gut denkbar, dass er voll auf Clean Cash setzt.

Und überhaupt: Nur wenn Cordula vom vielen Geld, das der Bund in die Hand nehmen will, etwas bekäme, bestünde für sie eine gewisse, theoretische Ansteckungsgefahr. Aber wenn der Bund – sagen wir mal in der Person von Bundesrat Ueli Maurer – in die Schatulle greift und dieser Maurer für einmal richtig viel Geld in die Hand nimmt, dann heisst das ja noch lange nicht, dass er dieses auch ausgeben oder irgendeiner Cordula spenden will. Für Maurer wärs vielleicht nur die Geste, um zu prüfen, ob es noch da ist, das liebe Geld, bevor er es zurück in die Schatulle rieseln liesse.

Am besten, Sie warten mal ab und tragen allem zum Trotz genug Bares auf sich. Denn wären Sie zum Beispiel kulturaffin und stellten fest: Konzertsaal zu, Museum zu, Theater zu. Was bliebe Ihnen da noch an sonnigen Momenten im novembergrauen Herbst? Richtig: Es bleiben die letzten, unerschrockenen Strassenmusiker.

Wenn also in den Lauben etwa der Bruno Bieri mit seinem Instrument namens Hang – berndeutsch für Hand – spielt und uns ein Lächeln hinter die Maske zaubert, dann lassen Sie Ihrem Hang zur freundlichen Barspende freien Lauf. Oder sind Sie der Meinung, es genüge, dem letzten live hörbaren Musiker die eigene IBAN und ein Formular für ein Lastschriftverfahren in den Hut zu legen?

Askforce Nr. 977,
3. November 2020