Was steckt hinter dem Unendlichen?

Ja, es gibt durchaus Fragen, die uns gähnen lassen. Dann reagieren wir zuwei­len etwas reserviert. Die Frage von Stephan C. gehört aber nicht in diese trübe Kategorie. Herr C., der im Liebefeld kreativ tätig ist,  traut der Askforce nämlich sehr, sehr viel zu. Er fordert sie mit einer auf den ersten Blick mächtigen Frage heraus: «Was steckt hinter dem Unendlichen?»

Er fragt also nicht simpel, was denn das Unendliche sei; oder wo dieses trotz seiner Unendlichkeit vielleicht ende. Er fragt über das Unendliche hinaus! Er fragt gewissermassen, was sich denn im Hinterhof des Unendlichen tummle. Viele mögen hier ergriffen denken: Da geht es um absolut unvorstellbare Dimensionen.

Gar so schwierig ist die Frage nicht. Zumindest nicht für uns. Die Schwierigkeit liegt eher darin, Herrn C. nicht mit hochkomplexen  Auslegungen zu überfordern. Wir greifen deshalb zur Antworttechnik der modellhaften Reduktion und spielen die Frage zuerst kleinmassstäblich durch – also anhand der kleinen Unendlichkeit.

Dass es nebst dem grenzenlos Unendlichen auch das begrenzt Unendliche gibt, ist eine banale Alltagserfahrung. Sie kommt uns hier zupass. Wer etwa klagt, er oder sie habe «unendlich lange» aufs bestellte Taxi warten müssen, beschreibt damit in der Regel eine Zeitspanne von zirka zwölf Minuten. Aber wir wollen hier nicht die kleine Unendlichkeit ausmes­sen, sondern schauen, was dahintersteckt: Dahinter steckt immer die ewige, klein­geistige Nörgelei, die miese Unzufriedenheit, die bemühende Ungeduld der Taten­lo­sen. Wie sonst liesse sich die Formel «unendlich lange = zwölf Minuten» erklären?

Wir müssen nun die Sphäre hinter dem echt grossen Unendlichen gar nicht erst erkunden, sondern können den Analogieschluss ziehen: Auch hinter dem grenzenlos Unendlichen steckt ein nörgelndes Etwas in seinem Jammertal. Und es suhlt sich dort in ewigem Selbstmitleid, leidend an der enormen Grösse des Unendlichen, das aus seiner Sicht unüberwindbar vor ihm liegt. Denn es weiss nicht, dass – aus seiner Perspektive – wir hinter dem Unendlichen stecken.

Fazit: Sie dürfen sich – nun wieder aus unserer Sicht – das hinter dem Unendlichen Steckende als grenzenlosen Gränni vorstellen. Und Sie dürfen ab jetzt froh sein, dass das echt Unendliche immens gross ist, womit die Gefahr, diesem elenden Gränni zu begegnen, stark gegen null tendiert. Wir finden, Stephan C., dass Ihnen das über den heutigen Tag hinaus – für eine kleine Ewigkeit – etwas Trost spenden sollte.

Askforce Nr. 1118
18. März 2024