Schon seit Jahren nimmt Frau B. aus R. wunder, was ihr immer wieder von Wetterfröschen beiderlei Geschlechts an den Kopf «gepänggelt» wird. «Einzelne Platzregen sind nicht auszuschliessen», diesen ominösen Satz, den die Sachverständigen ins Mikrofon unken, gibt Frau B. Anlass zu folgender Frage: «Was aber, liebe Askforcer, ist denn eigentlich ein Platzregen? Ist das, wenn eine Wolke platzt? Oder ist das, wenn es auf einen Platz regnet?»

Platzregen sind eine gefährliche Sache, denn sie entwickeln meistens eine starke und plötzliche Schauertätigkeit, dadurch verwandeln sie Verkehrsadern in Wildbäche, bringen Kanalisationen zum Überfliessen und lösen Spielunterbrüche oder sogar -abbrüche aus. Sie gehören, namentlich im Sommer, zum «typischen Tagesgangwetter», das in Wetterberichten ebenfalls vorkommt. «Gangs, wies wöu», sagen die Wetterschmöcker auf dem Blapbach, wenn die Zahl der Schuppen an den Tannzapfen wieder einmal nicht mit der Dichte der Flaumhaare an den Beinen der Waldameisen übereinstimmt.

Item. Mit Platzregen ist nicht zu spassen, weshalb es uns fernliegt, diese zu provozieren, weil es dann eben zu den oben genannten unerwünschten Folgeerscheinungen kommen kann. Noch die Wetterberichte zu Zeiten von Goethe zogen übrigens, vermuten wir, das Wort «Wolkenbruch» vor und kannten die Platzregen noch nicht. Früher brach eine Wolke eher, als dass sie platzte; aber natürlich ist auch mit Wolkenbrüchen nicht gut Kirschen essen – weil sich dann häufig auch noch Hagel oder Graupel zum Regen hinzugesellen.

Anders als die Platzpatrone, die keine Kugel aufweist, enthält der Platzregen Wasser. Der Platzregen meint es also durchaus ernst und ist nicht als Jux gedacht. Die grossen Tropfen, die aus den Platzwunden der Wolke fallen, platzen beim Aufprall auf das harte Pflaster eines Platzes auf und – platsch! – spritzen ihre nasse Last weit die Hosenbeine der unter einem aufgespannten Regenschirm vorüberhastenden Menschen hinauf.

Nicht selten pflegen solche Niederschläge gerade dann aufzutreten, wenn Blasmusiken ein Platzkonzert angekündigt oder mit diesem bereits begonnen haben. Die Vermutung von Frau B., dass ein Platzregen so heisst, weil er auf einen Platz fällt, ist darum nicht völlig von der Hand zu weisen.

Zum Schluss möchten wir einen leisen Tadel an Frau B. richten, denn sie hat uns als «Askforcer» bezeichnet – eine Wortschöpfung, die in unseren empfindlichen Ohren nun doch etwas forciert klingt.

Askforce Nr. 524
15. August 2011