Was ist der Verlaub?

Es gibt ja immer und in jedem Zusammenhang Leute, die einen kennen, der jemanden kennt, der wiederum mit sonst wem verwandt oder verschwägert ist oder so. Diese Mitmenschen haben es gut. Frau N. T. aus B. ist so eine Glückliche. Statt, wie es sich gehört, uns ein gepflegtes, zur Not halt elektronisches Brieflein zukommen zu lassen, in dem in erster Position der Askforce zünftig und gehörig gelobhudelt wird («die einzige Instanz im Weltall, der ich die Kompetenz zutraue, diese meine Frage fundiert und tiefschürfend zu beantworten…» etc. et blablabla) und dann in zweiter Position umständlich und wenn es geht auch noch furchtbar lustig eine Frage zu deponieren, die sich in aller Regel schon vor dem Gestellt­werden erledigt hätte, wäre die fragende Person nicht so angetan von ihrem eigenen Humor und darum nicht vom Fragewitzgeschwurbel abzubringen, also, statt ordnungsgemäss (und für uns zeilenschindend) um den lauwarmen Brei herumzuwitzeln, hat sich Frau T. ganz direkt an ein Askforce-Mitglied heran­gemacht, dasselbige mit selbst gebackenem Zwiebelkuchen bestochen und gesagt: «Mit Verlaub, ich hab da eine Frage. Was ist der Verlaub?»

Sie haben es gelesen: Frau T. fuhr zwecks Fragestellung Zwiebelkuchen auf, was bedeutet: Es herbstet im Lande. Dass die Dame aus Bern kommt, haben Sie im Übrigen wohl schon aufgrund der oben angegebenen Initialen vermutet. Denn die Belperinnen fragen nämlich nicht so frech und können sowieso besser Speckzopf als Zibelechueche.

Item. Mit Verlaub – wir nehmen den Ball auf, Frau T. – vermutlich haben Sie statt zu arbeiten (wir tippen saisonal auf emsiges Zusammenflicken von Blut- und Leberwürsten) am Fenster gestanden und heimlich dem Sommer ein Tränchen nachgedrückt. Und da haben die fallenden Blätter Sie ins Grübeln gebracht. Der Baum verliert Laub. Mit Verlaub. Der Herbst verfärbt das Laub, darf der das, mit Verlaub?

Oder hat Sie umgekehrt der überengagierte Herr Laub mit seinem motorisierten Bläser (oder heisst der Mann Blaser?) vom Arbeiten abgehalten – gar noch ohne um Erlaubnis (beziehungsweise um Verlaub, das ist nämlich das Gleiche, bloss älter) zu bitten? Dann hätten Sie wohl gesagt: «Lieber Herr Blaser-Laub, mit Verlaub, entsorgen Sie das Laub doch lieber mit dem Besen. Oder auch gar nicht, auch die Igel schlafen gerne warm.» Das hätten wir total gut gefunden, Frau T.