Herr H. G., wohnhaft in Liebefeld, gehört zu den reiferen Lesern. Bei ihm mehren sich nach eigenem Bekunden «die Gedanken über die noch erlebbare Zeit». Im Zuge dieser Gedanken wälzt Herr G. die Frage, «was denn mit Messer und Gabel passiert, wenn man einmal den Löffel abgeben muss». Er hoffe nicht nur auf eine Antwort, sondern auf «eine beruhigende Antwort» seitens der Askforce.

Gerne. Zunächst sei aber kurz der Frage nachgegangen, ob dem Löffel tatsächlich eine besondere Bedeutung zukommt. Wir meinen: nein. Es ist zwar so, dass, wer ärgerlicherweise einen fiesen Giftpilz aufgabelt, tatsächlich in die Situation geraten kann, in der sein Leben auf des Messers Schneide steht und im schlimmsten Fall dann der Löffel abgegeben werden muss. Aber eine Hierarchisierung der Besteckarten darf man davon nicht ableiten. Es ist bloss so, dass Gabel, Messer, Löffel bei der Beschreibung finaler Vorgänge inzwischen ihren festen Platz haben. Sie zu vertauschen, trägt nicht zur Verständlichkeit bei. Machen Sie die Probe aufs Exempel! Sie wollen die Gabel abgeben? Man schickt Sie in die Küche. Sie wollen das Messer abgeben? Man schickt Sie zu den Entwaffnungsspezialisten der Polizei. Sie wollen oder müssen den Löffel abgeben? Das Mitgefühl der Nächsten und aller Erbschleicher ist Ihnen gewiss.

Damit ist selbstverständlich das Beruhigende noch nicht gesagt, das Herr G. von uns erwartet. Beruhigend ist, dass man sich nach dem endgültigen Ende der Nahrungsaufnahme gar nicht mehr ums Besteck kümmern muss. Löffel, Gabeln und Messer ins Jenseits mitzuführen, ist ebenso absurd wie der Export von Toastern, Stabmixern, Röstiraffeln, Thermoskannen und Sparschälern ins Nirwana. Die wirklich beruhigende Erkenntnis ist also, dass die letzte Reise ganz ohne lästige Packerei über die Bühne geht.

Die Wendung «Löffel abgeben» ist also eher als imperative Erinnerungsstütze zu verstehen: «Löffel abgeben!» Einigen mag nicht restlos klar sein, warum nicht ähnlich imperativ gesagt wird, dass man eben auch Messer und Gabel hienieden lassen kann. Ganz simpel. Absolut niemand hat heute nach dem last call Messer und Gabel dabei, denn in der zivilen Luft- und Himmelfahrt ist das Mitführen von spitzen und scharfen Gegenständen schon eine ganze Weile weltweit und strikte verboten – diktiert von der Transportation Security Administration (TSA) des US-Innenministeriums.

Askforce Nr. 444,
12. Juli 2009