Die nach Belehrung lechzende Leserschaft erinnert sich: Leser André W. unterbreitete uns vor Wochenfrist die Frage, ob es die political correctness denn heute tatsächlich erfordere, von «Diensthündinnen und Diensthunden» zu sprechen, wie dies einzelne Kantonspolizeien tun. Die Askforce erkannte die enorme Tragweite der Frage und versprach – zusätzlich zur bereits erteilten Antwort – auf heute eine Vertiefung.

Sie nimmt sich folgendem Gedanken an: Falls die angeblich politisch korrekte Formulierung «Diensthündinnen und Diensthunde» (oder in der Steigerungsform: «Hunde- und Hündinnenbisquits», «Hundetoiletten und Hündinnentoiletten» sowie «Hunde- und Hündinnenfriseure und -friseusinnen») dem sensiblen Ohr Missbehagen verursacht, könnte es ja sein, dass mit der political correctness selbst nicht mehr alles im Lot ist?

Das Problem von Fragesteller André W. ist womöglich, dass er zwar ein sensibler Zeitgenosse ist, er aber trotzdem schier reflexartig auf political correctness abfährt. Wir raten ihm dringend, generell eher dem an Anstand gekoppelten gesunden Menschenverstand zu folgen statt der political correctness. Denn: Was in der Politik korrekt ist, ist im Leben jener mit normalen Moralvorstellungen sehr oft eben gerade nicht korrekt.

Gehen wir vom halbwegs Aktuellen aus. Da hat doch eine grössere Volkspartei kürzlich an einem Abend im Brustton der Überzeugung betont, sie wolle Rückgrat zeigen und werde diesen Herrn Lüscher oder Luscher «bis zum erfolgreichen Ende durchtragen». Und genau am nächsten Morgen liess diese grössere Volkspartei den Herrn Lüscher oder Luscher schliesslich fallen wie eine heisse Kartoffel. Das ist doch irgendwie luscher. Lerne: Wortbrüchigkeit in der Politik? Kein Problem, solange man es «Meinungswandel aufgrund von Erkenntnisgewinn» nennt. Den hinterletzten Lump in zweckdienlichen Situationen einen «politischen Freund» nennen? Doch, das geht, wenn man es politically correct als «Unvoreingenommenheit» bezeichnet.

Offensichtliche Unwahrheiten (landläufig: Lügen) wissentlich verbreiten? Politisch nicht wirklich unkorrekt, solange es der Erreichung des «übergeordneten politischen Ziels» dient – etwa der eigenen Machterhaltung. Sie sehen, Herr André W., sie können das Streben nach political correctness mit gutem Gewissen aufs Minimum reduzieren. Zusätzlich raten wir Ihnen, den direkten Kontakt mit Diensthunden und Diensthündinnen und anderen Caniden im Dienste der Polizei grundsätzlich zu meiden – nicht nur aus Gründen des Sprachempfindens.

Askforce Nr. 434
28. September 2009