«Warum bohren so viele im Auto ausgiebig und selbstvergessen in der Nase, wie wenn sie meinten, ihre Fenster erlaubten zwar Ausblick, aber keinen Einblick?!» Mit ihrem Schreiben verpasste Frau A. Z. der Askforce ein zwar kleines, aber doch nachhaltiges Problem. Seit wir uns mit ihrer Frage befassen, begegnen uns (und Ihnen ab sofort auch, versprochen) allenthalben Autolenkerinnen und Autolenker, die mehr oder weniger genüsslich in und an ihrer Nase herumreiben. Wobei zu sagen ist, dass die meisten von ihnen dies nur in Wartesituationen tun, in der Regel vor einem Fussgängerstreifen oder am Rotlicht.

Nun ist die Askforce ein Gremium von Radfahrern (zweihändig und mit Helm) und ÖV-Benutzerinnen (wohlerzogen). Wir können also punkto Autogrübeleien kaum aus dem Vollen schöpfen. Aber immerhin sind wir seit unserer Gründung der gepflegten Frage verpflichtet. Zugegeben: Es ist nicht überaus angenehm, morgens um halb acht Uhr an Fahrzeugscheiben zu klopfen und tendenziell missmutige Pendler, die gerade mit der fachgerechten Trocknung von grüngrauer Schleim­masse befasst sind, nach ihrer Motivation für ebendieses Treiben zu interviewen. Die Antwort war darum meist auch ziemlich, sagen wir, mutz bis unfreundlich: «Das geht Sie nichts an» (Max G. aus S.), ist immerhin noch zitierfähig.

Sandra W. aus H. empfahl uns nach einer längeren Rede über Anstand und Kinder­stube, die wir scheints im Schnellzug (ÖV! Stimmt!) passiert hätten usw., den Gang zum Psychiater, und Francine B. aus B. wollte uns wegen Unflätigkeit und sexueller Belästigung (?) anzeigen. Das Gros der Befragten behauptete allerdings schlicht, wir hätten uns getäuscht, sie würden sicher niemals in der Nase bohren, was uns eigentlich einfalle, und im Übrigen sei Nasengrübeln im Auto nicht verboten.

Doch hin und wieder erhielten wir auch eine echte Antwort: «Ich finde das einfach geil», sagte etwa Kevin B. aus K. bündig und gab seinem getunten Untersatz die Spo­ren. «Was soll ich sonst in diesen 15 Sekunden machen?», fragte Lena H. zurück.

Als echter Tiefgründler stellte sich Walter F. aus K. (behäbiger Familienwagen) heraus: «Also, das mache ich wirklich gerne im Auto, wissen Sie; zu Hause schimpft meine Frau, im Büro die Sekretärin, in der Beiz die Kellnerin. Sagen Sie mir: Wo, wenn nicht in seinem Auto, ist der Mann noch sein eigener Herr? Und wo, wenn nicht in meiner Nase, kann ich als etablierter Bürger noch auf Entdeckungstour gehen? Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe, bin noch nicht fertig. Adiö.»

Liebe aufmerksame Frau A. Z. Wir wissen nicht, wie repräsentativ die Antworten unserer Umfrage wirklich sind und was Sie jetzt damit anfangen. Aber ein Anliegen hätten wir schon: Wenn Sie wieder einmal ins Grübeln kommen, sorgen Sie bitte, bitte dafür, dass Ihre Askforce nur den appetitlichen Teil davon abkriegt. Merci!

Askforce Nr. 615
1. Juli 2013