«Wieso druckt mein Leibblatt – ich glaube seit über zwanzig Jahren – in jeder Ausgabe einen Gary-Larson-Witz ab?», fragt H. Meier. Es sei ihres Erachtens zwar masslos übertrieben, bei Gary Larson von Witzen zu sprechen. «Meistens erkenne ich überhaupt nichts Witziges, oder ich habe ab und zu höchstens ein müdes Lächeln dafür übrig. Geht mir wohl jeglicher Humor ab?» Sie habe auch schon andere Zeitungsleser diesbezüglich gefragt. «Es scheint, dass wir grösstenteils ein Volk von humorlosen Individuen sind!»
Liebe Frau Meier, im Klartext: Bei den Gary-Larson-Beiträgen handelt es sich nicht um Witze, sondern um Kommunikation unter höher entwickelten Wesen. Diese Bildchen mit Legende müssen nicht lustig sein, Frau Meier! Auch ein Bild von Herrn Klee ist nicht lustig. Oder nehmen wir die Antworten der Askforce: Sie sind auch überhaupt nicht lustig. Sie sind tiefgründig, manchmal moralisch, das Ergebnis hochkomplexer Überlegungen und Diskussionen. Das macht solche Beiträge natürlich im besten Sinn elitär.
Was lustig im mehrheitsfähigen Sinn ist, dokumentiert etwa die Schweizerische Witzdatenbank: «Was ist der Unterschied zwischen dir und Italien? – Italien ist ein Stiefel und Du ein Halbschuh!» Zu dieser Art Humor kann sich die Askforce nicht äussern, weil sie auf diesem Niveau nicht kompetent ist.
Ein Gary Larson ist, gleich wie ein Klee-Bild oder eine Askforce-Antwort, das Tor zu einer anderen, höheren Welt, in die man hineintaucht. Ein Strudel, der einen mitreisst, der all das Verkrustete, Angestaute, Unterdrückte im Innern löst, wo man losprustet und sich unter Tränen den Bauch hält und quietscht, gigelt, gurgelt… und schliesslich an Leib und Seele erquickt auftaucht, um sich gestärkt wieder dem Alltag zu stellen.
Darum, Frau Meier, fehlt es Ihnen nicht an Humor. Sondern am Zugang zu höheren Sphären. Versuchen Sie es doch einmal mit einem Besuch des Klee-Museums.
Askforce Nr. 249,
10. Oktober 2005