Ratlos und erfolglos ist Meinrad F. aus R., obwohl er sich selbst zu den eher erfahrenen Konsumenten zählt. Er habe während der zurückliegenden Sonntags-verkäufe im Dezember in insgesamt zwölf Geschäften darum gebeten, ihm einen Sonntag zu verkaufen. Er blieb «ohne jeden Erfolg».
Meinrad F. fragt sich deshalb, «warum das Ding überhaupt Sonntagsverkauf heisst, wenn er gar nicht verkauft wird». Eventuell sei er längst schon verkauft, was man den Kunden aber nicht sagen wolle. So oder so liege «eine klare Irreführung des Konsumenten» vor und eine schier unerträgliche Absenz sämtlicher Konsumentenschutzorganisationen.
Die Askforce ging diesmal ihre Aufgabe besonders behutsam an. In einem Feld-versuch wurde zunächst überprüft, ob der Vorwurf überhaupt stimmt. Es liess sich aber empirisch nicht erhärten, dass an Sonntagen kein Sonntag zu kaufen ist. Im Gegenteil. Schon nach dem ersten Einkauf schleppte die Askforce immerhin das Gesamtwerk von Susan Sontag an.
Die interne Kontrollinstanz stellte freilich fest, dass Meinrad F. nicht die Sontag, sondern den Sonntag hatte kaufen wollen. Aber auch dies erwies sich als problem-los, und jetzt zählt das literarisch zweifelhafte Bändchen «Aus em Hirnkäschtle – schwäbisch sinniert» von Sven-Erik Sonntag (ISBN 3-8334-6629-4) zum Fundus der Askforce. Sicherheitshalber wurde das Verfahren montags überprüft. Mit Erfolg. Diesmal war – im gleichen Geschäft! – ein Montag sofort erhältlich: Der Pilzführer von Karin Montag (ISBN 3-440-09375-1) ist überdies ein sehr hübsches Büchlein. Tags darauf wurde die Versuchsreihe abgebrochen, mit dem Standard-werk zum Thema Pessimismus von Joshua Dienstag im Gepäck (ISBN 0-691-12552-x).
Kurz: Es ist für die Askforce schwierig, Meinrad F. eine wirklich aufbauende Antwort zu geben. Vielleicht dient ihm der folgende Merksatz: Das Problem am Sonntagsverkauf ist nicht das Angebot, sondern jene, die es nutzen.
Askforce Nr. 300,
4. Januar 2007