Anonymität ist der Askforce wichtig. In ihrem Schutze kann sie konzentriert und unbeeinflusst bedeutende Antworten auf wichtige Fragen suchen. Nun ist aber einem inkognito spazierenden Mitglied der Askforce auf offener Strasse unerwartet eine Frage unterbreitet worden: «Soll ich das ,Bund‘-Abo überhaupt noch bezahlen?» So fragte Leserin Sibylle K. aus dem grossen Berner Vorort K. fadengerade und völlig ironiefrei. Was tun? Den schützenden Schleier der Anonymität lüften? Die Frage ignorieren?

Abonnentin K. aus K. doppelte angriffig nach: Man schicke ihr zwar eine Rechnung, kläre sie bei dieser Gelegenheit aber nicht auf, was denn nun aus ihrem Leibblatt werden solle. Ärgerlich sei, dass man in solchen Momenten nicht einfach auf die NZZ umstellen könne: «Denn dann würde mir halt doch das Lokale fehlen.»

Die Askforce entschied sich nun, Frau K. nicht völlig plump zur Abo-Erneuerung zu überreden (etwa mit einem devoten «Bitte, tun Sie uns den Gefallen»). Vielmehr soll die echauffierte Leserin mit der «Bund»-eigenen Innovationskraft in Bann gezogen werden: Wir reagieren auf Sibylle K.s Wertschätzung des Lokalen und integrieren in den heutigen Lokalteil zu Testzwecken den allerersten Mikrolokalteil für die geografische Mikropresseregion

46° 55’30“ Nord, 7° 24′ 55“ Ost:

Sonnenallergie? Frau K. hat ihre Ferien in der Camargue verbracht. Nun hat Tochter L. einen Hautausschlag. Es wird gerätselt: «Eine Sonnenallergie?»Der Mikropressekommentar: Eine Sonnenallergie? Sie sagten doch, der Ausschlag sei erst nach den Ferien ausgebrochen! Es ist also eher eine Regenallergie. Torte. Frau Sibylle K. denkt über Tortenrezepte nach. Grund: Ihr erstgeborener Spross hat am Sonntag Geburtstag. Leserin sauer. Sibylle K. liest besonders gern Reportagen von Wale Däpp. Sie ist jetzt sehr, sehr, sehr sauer auf ihr Leibblatt: «Unverständlich, ihn zu entlassen.» Klima. Beim letzten heftigen Gewitter sei sie «recht erschrocken», gesteht Frau K. aus K. dem «Bund»-Mikropresselokalreporter: «Aber passiert ist nichts.»

Gestern motzen und heute den massgeschneiderten, lebensnahen und erst noch völlig un- zensierten Mikrolokalteil lesen: Nun, werte Frau Sibylle K., wer wenn nicht der «Bund» macht solches möglich? Eben. Sie dürfen den Abopreis ungeniert auch etwas aufrunden.

Askforce Nr. 424
20. Juli 2009