Yvonne H. aus U. hat ein Problem: Ihr Erinnerungsvermögen ist vermindert. Sie schreibt uns nämlich: «DiePartei, deren Name mir entfallen ist, hat einen Geissbock als ihr Maskottchen erkoren, wegen seiner erstrebenswerten Eigenschaften.» Und weiter schreibt sie über den auffälligen Geruch des kleinen Paarhufers – «er stinkt» – und macht allerhand Anmerkungen, deren Sinn die Ask-Force nicht zu entschlüsseln vermag. Das Kernproblem ist aber ohnehin, dass Yvonne H. der Parteiname entfallen ist. Der Fall ist zwar sehr tragisch. Er zeigt aber auch, wie clever ein richtig gewähltes Maskottchen verirrte Wählerschaften in die Herde zurückführen kann. Wir empfehlen Yvonne H. dazu ein meditatives Vorgehen: Sie legen den leeren Stimmzettel vor sich und denken an den Geissbock. Sie lassen Ihren Gefühlen dem Tier gegenüber freien Lauf. Sie rufen verborgenes Wissen aus Ihrem Unterbewusstsein wach. Nach und nachsetzt sich das Puzzle zusammen. Der dazugehörige Parteiname entsteht wie von selbst: Ja, der Maskottchen-Geissbock ist von der Spezies Capraaegagrus hircus, also eine afrikanische Owambaziege ohne Herdenbucheintrag. Ja, dann muss das Maskottchen zwangsläufig stehen für die Solidarität mit Afrika (Südhilfe!) und für all jene ohne Herdenbucheintrag (Sans-Papiers!). Ja, die Owambaziege ist als domestiziertes Wesen auf die hütende Hand des Hirten angewiesen (Service public! Tieranwälte!), und sie braucht von Kindshufen weg einen gesicherten Platz an der Krippe (familienergänzende Kinderbetreuung!). Ja, diese Ziege ist in ihrer achondroplastischen Zwergenhaftigkeit bedürftig (Sozialstaatausbauen! IV-Renten sichern!). Und so weiter. Dann gehen Sie wählen. Und dann darf Claude Longchamp rätseln, warum die Linke derart zulegt.

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Fussnote: Die Maskottchen-Ziege, um die es hier geht, war dem Publikum unter dem Namen Zottel bekannt.

Askforce Nr. 327,
30. Juli 2007