Sinnvolles Ehegattensplitting?

Sie sei «von Berufes wegen regelmässig in den sozialen Medien unterwegs», schreibt uns Eva S. aus Bern. Erst kürzlich habe sie auf jener Plattform, die dabei helfen soll, die Karriere anzukurbeln, einen Anlass mit ein paar süffigen Formulierungen «anteasern» müssen. Dabei habe ihr irgendein Algorithmus am rechten Rande der Webseite einen Artikel vorgeschlagen, dessen Titel sie stutzig werden liess: «Wie sinnvoll ist Ehegattensplitting?» Obwohl sie die Antwort gerne sofort erfahren hätte, habe sie den Link nicht angeklickt. Sie sei nämlich der Meinung, dass eine solche Frage nur von der Askforce «adäquat» beantwortet werden könne.

Wir teilen Ihre Einschätzung, liebe Frau S., hochkomplexe Fragen gehören in die Hände der «Fachinstanz für alles». Auch glauben wir zu wissen, was Sie unter «adäquat» verstehen. Während andere Instanzen hier etwas von «steuerlichen Verfahren», «Einkommen zusammenlegen und halbieren» oder «tiefere Steuerlast» schwurbeln würden, lässt die Askforce die trockene Materie beiseite und nimmt den Begriff wörtlich.

Betrachten wir die Thematik doch erst einmal aus sozialer Sicht. Wie pflegt der Engländer so schön zu sagen: «Sharing is caring» (Teilen ist fürsorglich). Eine Philosophie, die sogar im englischen Königshaus mit einer Zuverlässigkeit praktiziert wird, die jeden Uhrmacher vor Neid erblassen lässt. Warum also nicht dem Credo unserer englischen Freundinnen und Freunde folgen und den Ehepartner oder die -partnerin auch mal mit andern teilen. Das kann durchaus sinnvoll sein: Es ergeben sich neue Bekanntschaften, gleichzeitig haben Sie plötzlich mehr Zeit für sich selbst, und die Verantwortung für Kind, Haus und Hund wird auf mehrere Schultern verteilt.

Gehen wir noch einen Schritt weiter. Ob es sinnvoll ist, den Ehegatten nicht nur zu sharen, sondern gleich zu splitten, also in handliche Portionen zu zerteilen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Makaber, sagen die einen; praktisch, finden die andern. So kann die linke Hand des Göttergatten auch dann beim Jäten mithelfen, wenn der Rest von ihm im Büro sitzt. Oder die Angetraute kann gleichzeitig bei der Arbeit und beim Tennisspielen sein – einfach nur mit einhändiger Rückhand.

Ganz durchdacht ist die Sache aber nicht: Ein zerteilter Partner könnte – und das ist die wirkliche Gefahr – erheblichen Aufwand nach sich ziehen. Womit wir wieder bei den Steuern wären. Wie erklären Sie dem Finanzamt die unterschiedlichen Körperteile bei der Steuererklärung? Sind zwei halbe Ehepartner steuerlich günstiger als ein ganzer? Und wie sieht es mit der gemeinsamen Veranlagung aus, wenn ein Teil der Ehefrau auf den Bahamas und der andere in der Tiefkühltruhe im Keller liegt?

Unser Fazit: Je nach Vorgehensweise verursacht das Ehegattensplitting mehr Probleme, als es löst. Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Askforce Nr. 1143
9. September 2024

Sinnvolles Ehegattensplitting?