Gabriel T. aus dem Liebefeld gibt sich als Weinexperte zu erkennen und fragt
uns: «Gelten Kellnermesser, im Volksmund auch Zapfenzieher genannt, als (gefährliche) Waffen? Sind damit schon Flugzeuge zum Absturz gebracht worden? Weshalb funktioniert die Sicherheitskontrolle nicht auf allen Flughäfen gleich?»

Damit die Askforce den Kontext versteht, liefert Herr T. «die Geschichte dazu»: In Spanien erhielt er in einem Weinbaugebiet einen Zapfenzieher geschenkt. Vor dem Rückflug entdeckten die Kontrolleure diesen – und gleichzeitig noch einen weiteren, der sich schon länger im Rucksack befand. Ob dieser zweite Zapfenzieher in Zürich beim Abflug nach Spanien übersehen worden war oder in den Augen der Schweizer Sicherheitsleute schlicht keine Gefahr darstellte, wisse er nicht, schreibt Herr T. und schliesst mit der Formel: «Ich freue mich, von Ihnen zu lesen.» 

Lieber Herr T., uns scheint, Sie wollen nach Ihrer kränkenden Erfahrung von uns hören, was Sie bereits wissen (fishing for confirmation): Zapfenzieher sind harmlos. Flugzeuge sind deswegen noch nie abgestürzt. Die Security-Massnahmen sind daher völlig überdreht.

Wir sind aber anderer Meinung. Zapfenzieher sind gefährlich. Bestimmt sind damit schon mehrere Flugzeuge zum Absturz gebracht worden. Die Flughafenkontrolle zieht sie daher völlig zu Recht aus dem Handgepäck. 

Das Problem ist dabei nicht das starke Gegendrehmoment, das auftritt, wenn ein Passagier einen Zapfenzieher einsetzt. Diese Kraft kann von den Pilotinnen und Piloten mit etwas Druck aufs Seitensteuerpedal ausgeglichen werden. Das Hauptproblem ist, wie so oft, der Faktor Mensch, beziehungsweise die Summe aller menschlichen Faktoren, die in der Regel noch grösser ist, als wenn man sie einzeln zusammenzählt. 

Das breiteste Risikospektrum geht dabei von Piloten aus, die gern zur Flasche greifen. Ohne Zapfenzieher bleibt dieser Griff aber genauso folgenlos, wie wenn Sie, Herr T., einen Zapfenzieher haben, aber keine Flasche. Es ist das gleiche Prinzip wie bei der Zwei-Faktor-Authentisierung beim Computer. 

Brandgefährlich wird es jedoch, wenn Piloten versuchen, diese doppelte Sicherheitsnorm zu umgehen. Nüchtern gebliebene Flugreisende erkennen es daran, wenn sie eine Durchsage des Kapitäns hören, in der sich dieser nicht danach erkundigt, ob sich eine Ärztin oder ein Arzt an Bord befindet – sondern ein Weinexperte.